Niederschrift: Nick Cave erinnert an Shane MacGowan
Er würdigt den Sänger der Pogues und dessen „müheloses, gottgegebenes Talent“
In einer bewegenden Hommage an seinen Ende November verstorbenen Freund Shane MacGowan hat Nick Cave seine Erinnerungen an den irischen Musiker niedergeschrieben. Bereits bei dessen Beerdigung hatte Cave ihm die letzte Ehre erwiesen und für ihn den Pogues-Song „A Rainy Night in Soho“ gecovert, dargeboten in einer Kirche. Jetzt gibt der Sänger tiefe Einblicke in die Anfänge ihrer ungewöhnlichen Freundschaft, die in einem wahrhaft chaotischen „Gipfeltreffen“ mit Mark E. Smith von The Fall begann. Ein Treffen, das sich als alles andere als ideal für Caves ersten Tag nach dessen eigener Rehab herausstellte, aber den Grundstein tiefer Verbundenheit legte.
„Nicht gerade der beste Start für eine Freundschaft“
„Unglücklicherweise war es mein erster Tag nach der Rehab, und es war wahrscheinlich nicht die beste Idee, den Tag mit zwei Leuten zu verbringen, die nicht für ihre Mäßigung bekannt waren. Es war von Anfang an das reinste Chaos. Nicht gerade der beste Start für eine Freundschaft, aber Shane und ich wurden bald darauf enge Freunde“, beginnt Nick Cave seinen aktuellen Artikel für „The Guardian“.
Er führt fort: „Was ich an Shanes Lyrikschreiben wirklich beneidete, war, dass er etwas Außergewöhnliches mit der klassischen Form des Songwritings anstellte. Seine Art zu schreiben war tief in der Tradition der irischen Ballade verwurzelt. Sie war in keiner Weise modern, während meine Songs damals eher ihrer Zeit entsprachen: dunkler, gebrochener und experimenteller. Sie enthielten wenig Mitgefühl. Kein echtes Verständnis für das ‚Gewöhnliche‘. Ich glaube nicht, dass ich einen Text wie ‚The wind goes right through you/ It’s no place for the old‘ [aus Fairytale of New York] hätte schreiben können. Das spricht Bände. Man kann den Wind und das Eis in der Luft spüren, aber auch das erlernte Einfühlungsvermögen und das tiefe Mitgefühl, das Shane für die Menschen hatte.“
„Er ist ein Genie, an das wir uns erinnern sollten“
Nick Cave thematisiert ebenfalls kurz die Probleme, mit denen MacGowan zu seiner Lebzeiten konfrontiert sah, bittet jedoch darum, dies nicht die schönen Erinnerungen an den Sänger überschatten zu lassen: „Am Ende des Tages ist es sein Genie, an das wir uns erinnern sollten, und nicht all die anderen Dinge … Er hatte etwas, das wir weniger guten Autoren uns hart erarbeiten müssen, um auch nur in die Nähe zu kommen. Ein müheloses, gottgegebenes Talent.“
Auch auf seiner Website „Red Hand Files“ hatte Cave kürzlich an den Auftritt zu Shanes 60. Geburtstag, bei dem auch die Sinead O’Connor auftrat, erinnert: „Sinead sagte einmal über Shane: ‚Er ist ein Engel. Ein wahrer Engel‘. Ob das stimmt oder nicht, wer weiß das schon? Aber Shane war gesegnet mit einem ungewöhnlichen Geist der Güte und einem tiefen Sinn für das Wahre, der auf seltsame Weise durch seine Gebrochenheit, seine Menschlichkeit, verstärkt wurde. Wir können mit Sicherheit von ihm sagen, dass er auf Erden geliebt wurde, und Sinéad auch – beide werden wirklich geliebt und sehr vermisst.“