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Gunter Blank geht essenKolumne

Gunter Blank geht essen: Jetzt erst recht in jüdische Restaurants

Trotz Drohungen bleiben jüdische Restaurants geöffnet – weil ihre Küche unverzichtbar ist.

„Zumachen würde ja bedeuten, dass die gewonnen haben!“, sagt Leo Carnein. „Schon deshalb müssen wir geöffnet bleiben. Auch wenn einem manchmal mulmig zumute ist, wenn man morgens zur Arbeit geht.“

So wie der Geschäftsführer vom Restaurant Feinberg’s in Berlin argumentierten viele Besitzer jüdischer Restaurants, die seit der Terrorattacke der Hamas am 7. Oktober mit massiven Drohungen überzogen werden. Und berichten wie Nir und Sigal Rosenfeld vom Frankfurter Life-Deli über Spuckattacken, Drohanrufe und herabwürdigende Einträge auf den Bewertungsportalen.

Überall herrschen erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Das Life-Deli ist ein koscheres, veganes Restaurant, das von einem Rabbiner überprüft und zertifziert wird. „Das Land zu verlassen wäre eine Option“, sagt Rosenfeld, „aber verstecken – niemals!“ Das Paar, das mehrere vegane Lokale und einen koscheren Catering-Service betreibt, fühlt auch eine Verantwortung für seine jüdischen Gäste. Wären sie gezwungen, wegen des islamistischen Terrors zu schließen, würden jüdische Bürger der Möglichkeit beraubt, nach ihren Gebräuchen zu essen und zu feiern.

Und nicht nur sie. In eines ihrer Restaurants kamen auch viele gläubige Muslime. „Bei uns konnten sie halal essen“, sagt Rosenfeld. „Jetzt bleiben sie weg“, fügt seine Frau hinzu. Weshalb, darüber wollen sie nicht spekulieren. Schon deshalb sind diese Einrichtungen, die auch private jüdische Feierlichkeiten ausrichten, unverzichtbar. Wie Leo Carnein verstehen sie ihre Restaurants trotz aller Anfeindungen als Angebot des Miteinanders und des kulturellen Austauschs.

Das nahe dem Ku’damm gelegene Lokal zieht seit zwölf Jahren eher säkular und nichtjüdische Gäste an. Carnein bezeichnet das Feinberg’s scherzhaft als „koscher light“, weil sie zwar bestimmte Vorschriften befolgen, aber eben nicht alle. Dennoch berichtet auch er von Absagen. Eine jüdische Stammkundin etwa habe ihre Geburtstagfeier abgesagt – nicht aus Angst, wie er betont, sondern weil ihrer Familie aus Sorge um die Angehörigen in Israel nicht nach Feiern zumute ist. „Aus Angst bleiben eher deutsche Gäste weg. Dafür kommen andere, die sagen: Jetzt erst recht!“ Die sind ihm auch nach dem 7. Oktober mehrheitlich treu und goutieren die mehr sephardisch ausgerichtete, von Falafel und Hummus geprägte Speisekarte.


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Die irrsinnige Debatte um Humus

Am Hummus, den praktisch alle Volksgruppen des Nahen Ostens für sich reklamieren, entzündet sich derzeit eine groteske identitätspolitische Posse, weil einige radikalislamische Palästinenser meinen, dass jüdische Restaurants keinen Hummus mehr anbieten dürfen, da er ein palästinensisches Nationalgericht sei. „Das ist natürlich ein Witz“, sagt Carnein, „Hummus ist ein integraler Bestandteil aller nahöstlichen und nordafrikanischen Küchen und war vermutlich schon da, bevor sich die ethnischen Gruppen auseinanderdividierten.“ Die sämige Spezialität, erklärt er, schmecke in Israel anders als im Libanon und in Syrien anders als in Marokko – sprich, es ist müßig, eine ethnische Herkunft reklamieren zu wollen.

Das sieht auch Eldar Fano so, dessen Akko-Hummusbar in Leipzig nach dem 7. Oktober schon ob ihres Namens massiven Drohungen ausgesetzt war. Deshalb wollte Fano sein Lokal am 13. Oktober aus Angst vor dem von der Hamas ausgerufenen „Tag des Zorns“ gar nicht aufmachen. Zum Glück, berichtet der Israeli, traf er vor der Bar auf eine Gruppe Fußballfans. Die für ihren Einsatz gegen Antisemitismus bekannten Ultras von Chemie Leipzig und Eintracht Frankfurt, deren Vereine in der Stadt gerade ein Freundschaftsspiel austrugen, boten ihm ihre Unterstützung an und bewachten die Bar, bis nach einiger Zeit die Polizei eintraf und die Sicherung übernahm.

Diese Form alltäglicher Solidarität wünschen sich die jüdisch-israelischen Restaurantbetreiber von der deutschen Öffentlichkeit. Und dass Politik und Justiz endlich konsequent gegen den Antisemitismus vorgehen, egal ob er von rechts, links oder aus islamistischen Kreisen kommt.

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