Jagger räumt mit Mythos auf! „Charlie hat mich nie geschlagen“
Rolling Stones: Jagger zerlegt eine herrliche Anekdote. Übrigens hat er sich in Räucherlachs verwandelt (glauben Sie ihm!).
Eine der berühmtesten Anekdoten des Rock geht so: Mick Jagger rief „Wo ist mein Schlagzeuger?“, und Charlie Watts schlug dem Rolling-Stones-Sänger daraufhin ins Gesicht. Lakonischer Kommentar Watts: „Nenne mich nie wieder ‚deinen Schlagzeuger‘. Du bist MEIN SÄNGER!“
>>> Im Video-Interview: Die Rolling Stones über „Hackney Diamonds“
Wie Jagger nun in einem Interview zum neuen Stones-Album „Hackney Diamonds“ sagte, sei diese – auch in Keith Richards‘ Memoiren „Life“ ausgebreitete – Geschichte: unwahr. „Das fand nicht statt“, so der 80-Jährige. „Das hat Keith sich ausgedacht. Charlie und Keith waren beide betrunken und aufgebracht – aber es waren stets so viele Leute um uns herum – zu einer Schlägerei konnte es gar nicht kommen.“
Im Interview mit „Mojo“ lacht Jagger auch über die Anekdote, dass Charlie Watts ihn seinen Kopf auf ein Tablett voller Räucherlachs geschmettert hätte, so sehr, dass Jagger danach fast aus einem Hotelfenster gefallen wäre (wie auch immer man sich diesen Zusammenhang vorzustellen hat). „Ein Tisch voller Räucherlachs! Das ist ein guter Witz. Wie wär’s, wenn wir noch einen draufsetzen? Ich habe mich in einen geräucherten Lachs verwandelt und bin aus dem Fenster gesprungen? Ja, das ist wirklich passiert.“
Die Schlägerei laut Keith Richards
De Anekdote aus Keith Richards 2010 erschienener Autobiografie „Life“: jene, in der Charlie Watts Mick Jagger beinahe aus einem Amsterdamer Fenster beförderte und letztlich Keith Richards’ Hochzeitsjackett der Grund war, warum er nicht in die Tiefe stürzte.
„Nenne mich nie wieder deinen Schlagzeuger!“
„Es gab einen dieser seltenen Momente, Ende 1984, als Charlie um sich schlug – sowas hatte ich erst ein paar Mal gesehen, und es kann tödlich enden; Es bedarf viel Gleichgewicht und Timing“, heißt es in Richards‘ Memoiren. „Dafür musste er ziemlich provoziert worden sein. Und der Schlag ging in Micks Richtung.“
Es war in Amsterdam, Keith Richards und Mick Jagger waren auf dem Weg zurück in ihr Hotelzimmer, nachdem sie die ganze Nacht unterwegs waren. Richards gab seinem Kollegen für den Rückweg seine Jacke. „Ich lieh ihm das Jackett, in dem ich geheiratet habe“, eine Geste, von der behauptet wird, sie hätte Jaggers Leben gerettet.
Gegen fünf Uhr morgens erreichten die beiden das Hotel, wo Jagger sofort Charlie Watts‘ Nummer wählte. „Ich sagte, ruf ihn nicht an, nicht um diese Uhrzeit. Doch er tat es und sagte: ‚Wo ist mein Schlagzeuger?‘ Keine Antwort. Also legte er das Telefon nieder.“
Damit hätte die Geschichte bereits zu Ende sein können – vielleicht, wenn jemand anderes als Charlie Watts an der anderen Leitung gewesen wäre.
„Mick und ich saßen dort, ziemlich angepisst … als etwa zwanzig Minuten später jemand an der Tür klopfte. Es war Charlie Watts.“
„Ich öffnete die Tür und er hat mich nicht mal angesehen“, Watts kam statt im Schlafanzug geduscht, rasiert und im Savile-Row-Anzug. „Er ist einfach an mir vorbeigelaufen, auf Mick zu, blieb vor ihm stehen und sagte: ‚Nenne mich nie wieder deinen Schlagzeuger.‘ Dann packte er ihn am Revers meines Jacketts und gab ihm einen rechten Haken.“ Die Rockgeschichte hätte ab diesem Punkt auch einen anderen Verlauf nehmen können.
„Mick fiel auf das silberne Tablett mit geräuchertem Lachs auf dem Tisch und begann in Richtung des offenen Fensters und damit auch dem unten liegenden Kanal zu rutschen. Und ich dachte, der Schlag war nicht schlecht, bis mir klar wurde, dass Mick mein Hochzeitsjackett trug. Und so packte ich ihn, noch bevor er in den Amsterdamer Kanal fiel.“
Laut Keith Richards‘ Erzählung habe Charlie Watts ihn daraufhin wütend gefragt, warum er Jagger noch gepackt hätte. Richards habe daraufhin nur entgegnet: „Mein Jackett, Charlie, darum!“
Der eine Schlag habe Watts aber noch nicht gereicht, schreibt Richards weiter. „Es hat 24 Stunden gedauert, um Charlie zu beruhigen. Zwölf Stunden später sagte er noch ‚Fuck it, ich geh da jetzt runter und mach’s nochmal.‘ Es braucht eine Menge und diesen Kerl so aufzubringen.“