ROLLING STONE Beach: Sebastian Zabel freut sich auf Thee Sacred Souls
Das wichtigste Indoor-Festival des Herbstes steht an. Hier erklärt ROLLING-STONE-Redakteur Sebastian Zabel, warum er sich beim RSB auf den Auftritt von Thee Sacred Souls freut.
Eine schöne Überraschung: mit Thee Sacred Souls kommt einer der besten neuen Soul-Acts aus den USA zum Weissenhäuser Strand. Im vergangenen Jahr hat das Trio aus San Diego (für Live-Auftritte gern um vier weitere Musiker:innen ergänzt) sein Debutalbum beim Auskenner-Label Daptone veröffentlicht, dessen Gründer Gabriel Roth produzierte höchstselbst.
Und womöglich hat er sich damit einen Herzenswunsch erfüllt. Denn ihr Talent für Midtempo-Tracks und Balladen unterscheidet die Band von anderen Retro-Soul-Acts. Walk, don’t run scheint ihr Motto, beständiges Uptempo-Feuer überlassen sie anderen. Sänger Josh Lane und seine aus Alex Garcia (Schlagzeug, Gitarre) und Sal Samano (Bass) bestehende Rhythmus-Section entfachen eher eine Glut, die beständig glimmt. Ihre Songs erinnern an Smokey Robinson und den frühen Marvin Gaye; Lanes feiner Falsett, der Harmonie-Gesang und sein Call and Reponse vor allem mit Sängerin Jensine Benitez sind wie aus der Hochzeit des Sixties- und Seventies-Soul gefallen. Auch ihr Style ist tadellos: Zwei Schnauzbärte mit hohen Bundfaltenhosen, ein Vollbart mit saloppem Blouson – sehr breezy und kalifornisch, wie ihr Sound.
Natürlich verwahren sich Thee Sacred Souls dagegen, als „Retro-Band“ gelabeled zu werden – sagen wir es so: Sie haben alles, was eine Band unserer Tage auch 1973 hätte reüssieren lassen. Wenngleich ihre Lyrics mitunter etwas unterkomplex scheinen, lässt Josh Lanes fein zwischen Samt und Raufaser changierende Stimme sie fliegen. Sollten sie mal in ein Zeitloch fallen, muss ihnen also nicht bange sein. Und doch, ein Stück wie „Easier Said Than Done“ verbindet auf das Eleganteste große Soul-Tradition mit Spurenelementen des Heute. Thee Sacred Souls sind mehr als bloß eine Retro-Band, das federleichte und zugleich intensive Pastiche aus Chicano und Chicago, aus Memphis und Modern Soul zündet im Hier und Jetzt. Timbaland ist bereits interessiert.