Rolling Stones: Ronnie Wood über Live-Pläne und einen weiteren McCartney-Song
„Zu sehen, wie das alles Gestalt annimmt, war sehr befriedigend“.
Am 20. Oktober erscheint mit „Hackney Diamonds“ das neue Album der Rolling Stones. Gitarrist Ronnie Wood gab jetzt in einem Interview mit „NME“ einige Einblicke in die neue Platte, erzählt von den letzten Tagen ihres ehemaligen Schlagzeugers Charlie Watts und erklärt, warum die Rolling Stones auf dem „Glastonbury“-Festival auftreten sollten.
Im September kündigten Wood, Keith Richards und Mick Jagger im Rahmen einer Pressekonferenz ihr neues Album „Hackney Diamonds“ an. Dieses ist ihr erstes mit neuen Songs seit 18 Jahren und somit auch das erste nach dem Tod ihres Bandkollegen Charlie Watts. Er starb 2021 nach kurzer Krankheit.
Der neue Tonträger wird 12 Songs umfassen, auf zweien ist Watts noch am Schlagzeug mit dabei. Als Nachfolger wurde Steve Jordan ausgewählt, er ist auf dem Rest des Albums zu hören. Den Unterschied zwischen den beiden beschreibt Ronnie Wood folgendermaßen: „Am besten kann ich es so beschreiben: Charlie war ein Feuerwerk mit vielen Knallern und Steve Jordan ist wie eine Bombe, die hochgeht. Wir brauchten diesen zusätzlichen Schub“.
Für ihr Album hat sich die Band allerhand namhafte Verstärkung besorgt. Neben einem Feature von Lady Gaga und Stevie Wonder in „Sweet Sounds Of Heaven“ sich viele weitere Star-Musiker dabei. Paul McCartney spielt auf „Bite My Head Off“ Bass und Elton John haut bei „Get Close” als auch bei „Live By the Sword“ in die Tasten. „Mess It Up“ und„Live By the Sword“ wurden noch mit Charlie Watts aufgenommen – und letzteres Lied enthält einen Part des ehemaligen Bassisten Bill Wyman, was die Stones noch einmal in alter Quintett-Stärke präsentieren werden. Ihre Leadsingle „Angry“ überraschte dann vor einigen Wochen mit Verstärkung durch Sydney Sweeney im Musikvideo.
Musikvideo zu „Angry“:
Ronnie Wood erinnert sich gut an die Aufnahmen, dass er die Energie von Charlie Watts noch nach seinem Tod im Tonstudio spüren konnte – und wie er ihn das letzte Mal sah: „Ich war der letzte, der Charlie im Krankenhaus in London gesehen hat, bevor er starb. Er sagte: Ich will hier raus, aber bis ich das tue, sorgst du bitte dafür, dass Steve Jordan die Fahne für mich hochhält?‘ Und ich sagte: Mach dir darüber keine Sorgen. Wir kümmern uns um dich. Dann sagte er: In Ordnung. Und jetzt verschwinde, damit ich mir den Frankie Dettori im Fernsehen ansehen kann! Charlie liebte die Pferderennen“.
Auch für einen erfahren Musiker wie Wood war es etwas besonderes, mit so vielen guten Künstler:innen zusammenzukommen. Er erinnert sich an die Proben mit Lady Gaga: „Sie saß einfach auf dem Boden und sang zusammen mit Mick. Eine raue Stimme, wissen Sie. Und Mick sagte: Das klingt ziemlich gut. Willst du das ausprobieren‘ Sie sagte: Ja. Na, dann komm schon – steh auf und lass es uns gemeinsam ausarbeiten! Zu sehen, wie das alles Gestalt annimmt, war sehr befriedigend“.
Zu ihrer Zusammenarbeit mit Paul McCartney gab er Hinweise darauf, dass diese nicht die letzte gewesen sein wird: „Er war so glücklich. Er hat sogar auf zwei Tracks mitgespielt, von denen wir noch einen in petto haben, denn wir haben 23 Songs geschnitten und nur die ersten 12 ausgewählt“. Auf Nachfrage erklärt Wood, er glaube nicht, dass es bis zum nächsten Album wieder 18 Jahren dauere.
Die Rolling Stones sich schon eine beeindruckend lange Zeit im Showgeschäft, was sie jetzt mit „Hackney Diamonds“ vor eine neue Herausforderung stellt. Wie viel werden sie live spielen? Setzen sie lieber auf die bekannten, älteren Songs oder doch lieber die neue Platte? „Das ist die nächste Sache. Nächste Woche werden wir sehen, wie sie sich live umsetzen lassen. Ich habe volles Vertrauen. Wir könnten das ganze Album spielen, wisst ihr, was ich meine? Aber [Mick und Keith] werden sagen: Oh nein Ron, das ist so ambitioniert. Wir werden den alten Katalog nicht vergessen. Es gibt bestimmte Songs, „Paint It, Black“ und „(I Can’t Get No) Satisfaction“, die gespielt werden müssen. Wir machen nur Platz für, sagen wir, drei oder fünf Songs“.
Zum Thema „Glastonbury“-Festival steht wohl fest, Ronnie Wood würde es lieben, dabei zu sein: „Ich denke, es ist ein Muss. Wenn nicht nächstes Jahr, dann… Wenn nicht die Stones, dann die Faces“.
„Das Eisen liegt schon seit vielen Jahren im Feuer. Es gab verschiedene Ansätze dazu. Ich überlasse das immer den Originalmitgliedern, wissen Sie. Ich werde mich nicht einmischen. Ich lasse Keith und Mick darüber reden“, erzählt der Gitarrist zu einem möglichen Rolling-Stones-Biopic. Einige Fans haben wohl bereits eine Vorstellung, was die Besetzung anginge und schlagen Harry Styles als Mick Jagger vor. Wood sieht das ein wenig anders: „Oh, ich dachte, er würde mich spielen! Harry ist mein Kumpel! Ich nehme an, er hat diese Art von Feuer, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand die Frechheit hat, die Mick früher hatte – und immer noch hat. Ich meine, er hat mehr Fassade als Harrods“.
Abschließend wagt er auf die Frage hin, ob junge Bands weiterhin zum Überleben des Rock beitragen, einen Blick auf die Rock-Musik der jüngeren Generation: „Ich habe schon lange nicht mehr viele Live-Bands gesehen. Viele Leute erzählen mir von The 1975. Ich weiß, dass die Arctic Monkeys oft spielen. Sie sind immer in Glastonbury. Es gibt da draußen eine Menge Musik, die man sich aneignen kann, und ich hoffe einfach, dass mehr Leute live spielen, so wie wir es tun“.