Will Butler + Sister Squares

„Will Butler + Sister Squares“

Merge/Cargo (VÖ. 22.9.)

Spannendes Album nach dem Arcade-Fire-Ausstieg

Es liegt eine zackige Rhythmik unter den neuen Liedern von Will Butler. Vielleicht hat man gedacht, nach seinem Ausstieg bei Arcade Fire würde Wins kleiner Bruder ein entspanntes Endlich-zu-Hause-Album machen. Aber er will tanzen und drängt mit seinen Liedern ins Freie. Der Sound knüpft eher an „Generations“ (2020) an als an Butlers Solodebüt von 2015. Auf „Policy“ spielte er Art-Punk’n’Roll wie von den Modern Lovers. Eighties-Electro-Pop, schwarz-weiße Drumcomputer, bassig und warm, Stakkato-Keyboards, geröstete Live-Drums: Ein bisschen ist das auch der Sound von Arcade Fire, aber Butler beschränkt seine Mittel, um seinen neuen Liedern eine klare Kontur zu geben, schön zu hören in dem klassischen Wave-Pop von „Stop Talking“.

Überall ist die Lust am Unterbewussten

Butler singt mit dem Klang der Boheme, ein wenig wie Bowie, Byrne und Morrissey. Aber auch ein wenig Rock’n’Roll ist dabei, etwa im tollen „Willows“, in dem eine abgedunkelte Akustikgitarre zwischen Beat und Synth vermittelt. Der Refrain öffnet sich mit großen Backing-Vocals, die von Sister Squares gesungen werden – zu Butlers Backing-Band gehören neben Ehefrau Jenny Shore auch deren Schwester Julie Shore, die Sängerin Sara Dobbs und der Schlagzeuger Miles Francis. Dass insbesondere die drei Frauen an musikalisch entlegene Orte gehen können, hört man in einigen Intros.  Eines mündet in das sinnliche „Me & My Friends“, dessen gespenstisches Gefühl man so ähnlich von Billie Eilish kennt.

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Noch mehr Raum bekommen die Sängerinnen in dem aus fallenden und aufsteigenden Tönen konstruierten „Good Friday, 1613“. Je weiter sich das Album entfaltet, desto mehr Experimente traut Butler sich, etwa in „Car Crash“, das er croont und zerdehnt. Überall ist die Lust am Unterbewussten – und eben die Prägung durch den Art-Pop, schön zu hören beim an Robert Palmer erinnernden „Arrow Of Time“. Am Ende geht es dann wirklich ins Freie: in dem Geister-Disco-Rave „Hee Loop“ und dem zum leiernden Piano frei assoziierten „The Window“.