Rammstein: Christoph Schneider konzentriert sich jetzt erstmal auf den 1. FC Union Berlin
Der Rammstein-Drummer sieht der kommenden Champions-League-Saison optimistisch entgegen.
„Unser 1. FC Union Berlin spielt Champions League – starke Gruppe! Real, Neapel, Braga ??? Eisern!“, so hat Christoph Schneider die Auslosung der kommenden Champions League kommentiert. Erstmals sind die Berliner im wichtigsten Fußballvereinswettbewerb vertreten. Mindestens mit Real Madrid und dem SSC Neapel stehen den Berlinern, die ihre CL-Spiele im Olympiastadion absolvieren werden, schwere Partien bevor.
Auf Instagram hat der Rammstein-Schlagzeuger zwei Fotos gepostet, die ihn mit Union-Shirt im Olympiastadion zeigen, anscheinend kurz vor einem Konzert seiner Band. Sein Herzensverein ist also immer bei ihm.
Wir berichteten zuvor:
Till Lindemann hat sich erstmals zur Einstellung des Verfahrens der Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn geäußert: „Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben“, schrieb Lindemann in einem Post in seiner Instagram-Story. Dazu war die Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft zu sehen.
Till Lindemann hat eine Sorge weniger: Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ihre Ermittlungen gegen den 60-Jährigen mangels Beweisen eingestellt. Wie die Behörde mitteilte, habe die Auswertung der Beweise keinen hinreichenden Tatverdacht für angebliche Sexualstraftaten ergeben. Die Strafanzeigen wurden im Juni von unbeteiligten Dritten gestellt. Die Rechtsanwälte des wegen schwerer Missbrauchsvorwürfe belasteten Rammstein-Sängers teilten den Beschluss der Staatsanwaltschaft und kündigen außerdem an, weiterhin zivilrechtlich gegen „unzulässige Darstellungen“ und „rechtswidrige Verdachtsberichterstattungen“ vorzugehen.
Die voran gegangenen Ermittlungen bezogen sich auf Paragraf 177 des Strafgesetzbuches. Darin sind sexuelle Übergriffe, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung geregelt. Nun hat die Behörde mitgeteilt, dass es keine Beweise für den Vorwurf gebe, Lindemann habe jungen Frauen K.O.Tropfen verabreicht oder oder sie sexuell ausgebeutet.
Über die mögliche Zukunft von Rammstein:
Das Label
Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann hat die Plattenfirma der Band, Universal Music, die Zusammenarbeit mit Bekanntgabe Mitte Juni 2023 pausiert. In einem Statement heißt es: „Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben. Wir sind davon überzeugt, dass eine vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen, auch durch die Behörden, unbedingt erforderlich ist und ebenfalls im Interesse der gesamten Band liegen muss.“ Bislang hat eine „vollumfängliche Aufklärung der Anschuldigungen“ nicht stattgefunden. „Nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt“, heißt es weiter. Das gilt auch bis heute. Was aus den Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Lindemann geworden ist, ist bislang nicht bekannt.
Rammstein
Ob Rammstein überhaupt je wieder ein Album veröffentlichen, ist unklar. Selbst, wenn der Haussegen innerhalb des Sextetts nicht schief liegt, sind die Pausen zwischen ihren Platten tendenziell doch größer geworden. Zwar vergingen zwischen „Rammstein“ und „Zeit“ nur drei Jahre (2019-2022), aber vor „Rammstein“ hieß die letzte Studioaufnahme „Liebe ist für alle da“ – und die datiert auf 2009. Chart-Auswertungen haben zudem ergeben, dass in den vergangenen Wochen viele Rammstein-Alben die Ranglisten sogar erklommen. Ausdruck einer „Jetzt erst Recht“-Haltung der Fans. Rammstein haben regelrecht profitiert vom Skandal, auch Streamingzahlen schnellten in die Höhe. Wohl auch, weil auf Spotify und Co. immer mehr Leute hören wollten, was das denn für Lieder sind, in denen es um Gewalt geht.
Die Tour
Gleichzeitig hat das Jahr 2023 auch gezeigt, dass ihre Fans sehr treu sind. Ihre „Europe Stadium Tour“ absolvierten die Berliner in ausverkauften Stadien, trotz aller Missbrauchsvorwürfe. Würde die Band für 2024 eine nächste Europa-Konzertreise ankündigen – das Geschäft würde ziemlich sicher wieder brummen. Zudem feiern Rammstein im Jahr 2024 ihr 30. Jubiläum. Immer wieder gibt es Gerüchte, die Band könnte das zum Anlass für eine Welttournee nehmen. Deutschland könnte dabei zunächst das Nachsehen haben, da die hierzulande stattfindenden Fußball-EM etliche Spielstätten blockieren würde. In einem Insta-Video verabschiedete sich das Sextett mit den Worten „Auf Wiedersehen“ – was heißen würde, dass sie sich nicht trennen. „Die Rammexikanos“, ein mexikanischer Fanclub von Rammstein, soll in den sozialen Medien Videos veröffentlicht haben, darin eine Weltkugel und die Message: „2024 – eine 5-monatige Reise. Seid ihr bereit?“
Till Lindemann
Der 60-jährige Frontmann steht im Zentrum des Sturms. Sein Buchverlag Kiepenheuer & Witsch hat die Zusammenarbeit beendet. Als Star der Band jedoch – und als erfolgreichster Solokünstler – könnte er allein weitermachen, zumal er sich, wenn man den berüchtigten Instagram-Post des Schlagzeugers Christoph Schneider liest, sowieso von den anderen entfernt habe. Seine Europa-Tournee beginnt am 08. November in Leipzig (wo er in der stadtgrößten Arena auftritt) und endet am 20.12 in der wegen ihrer Größe nicht minder beeindruckenden Accor Arena in Paris. Vereinzelt hat es Forderungen gegeben, die Lindemann-Shows zu verbieten. Sein nächster Auftritt ist beim „Blue Ridge Rock Fest“ im amerikanischen Virgina, auf dem International Raceway. Beworben wird er da als „Voice of Rammstein“, vielleicht ist er in den USA unter eigenem Namen nicht bekannt genug, und mit einer „exclusive United States Performance“. Im Lineup wird er auf Position sieben genannt, nach Slipknot, Pantera, Shinedown, Five Finger Death Punch, Limp Bizkit und Evanescence.
Oliver Riedel und Paul Landers
Über den Bassisten und Gitarristen wurde im Zuge der Causa Rammstein am wenigsten berichtet. Riedel gilt als Eremit, tritt schwarzangemalt auf und zieht sich oft die Kapuze ins Gesicht. Landers postet Fotos von seinem Hund und alle finden das süß. Auch eine Art Strategie, mit den Vorwürfen umzugehen?
Christoph Schneider
Der Drummer gibt kein gutes Bild ab. Weinte auf der Bühne in München, veröffentlichte danach einen langen, durchaus selbstmitleidigen Aufsatz auf Instagram, in dem er seinen Bandkollegen Lindemann sanft kritisierte, sich ansonsten verwundert gab und vor allem betonte, dass nichts Strafbares auf Tournee passiert sei.
Richard Z. Kruspe
Der Gitarrist erwirkte beim „Spiegel“ eine Gegendarstellung, weil auch ihm Vorwürfe gemacht wurden (das Magazin bleibt bei seiner Darstellung). Gilt als musikalischer Kopf der Band und ist Leader der Rock-Band Emigrate. Neben Lindemann vielleicht der einzige Rammsteiner, der auch alleine weitermachen könnte – wenn auch als kleinere Nummer im Vergleich zu Lindemann. Gab sich zuletzt in einem „keiner weiß, was die Zukunft bringt“-Post eher nebulös. Das kann er sich leisten.
Flake
Der Keyboarder gilt als Spaß-Folteropfer und Maskottchen der Band. Hatte vor Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Lindemann erfolgreich ein Image als lustiger bebrillter Icke-Ostberliner kultiviert, der über das Partygebaren der anderen staunte und sich die ganze Zeit fragte, wie er nur auf die größte Rocksause der Welt dazugeladen werden konnte. Weniger lustig ist, dass mittlerweile auch ihm Vorwürfe gemacht wurden. Davor schon setzte Radioeins seine Radiosendung fürs erste aus, man entfernt ihn aus TV-Aufzeichnungen, und auch sein Buchverlag teilte mit, dass keine weitere Auflage von seinen Roman-Abenteuern geplant sei. Dem am stärksten wortgewandten und telegensten Musiker der Band sind damit einige Kommunikationskanäle auf unbestimmte Zeit weggebrochen. Da Christian Lorenz, wie Flake bürgerlich heißt, immer positiv rüberkommen wollte, ist sein Imageverlust vielleicht am gravierendsten.