Fortuna Ehrenfeld
„Glitzerschwein“
Tonproduktion (VÖ: 8.9.)
Balance zwischen Kneipenliedern und Klavierballaden
Martin Bechler ist so produktiv, sogar sein eigenes Info hat den Überblick verloren: „Glitzerschwein“ ist sein „(je nach Zählweise) fünftes bis achtes Album in sieben Jahren“, heißt es da. Inzwischen sind Fortuna Ehrenfeld eine Band geworden, doch natürlich steht immer der Songschreiber und Sänger im Mittelpunkt. Und der ist wieder mal am besten, wenn er nicht zu laut aufdreht. Auf „Glitzerschwein“ halten die polternden Kneipenlieder die Balance mit den zarteren Klavierballaden – und am Ende wird dann doch alles eins, weil Bechlers Stimme die Extreme zusammenhängt. Manchmal kann das betont Kratzige nerven, wenn es ins zu Krawallige kippt, aber meistens gibt einem diese unverwechselbare Heiserkeit das gute Gefühl des Vertrauten und schafft eine unmittelbare Nähe.
Raus mit den billigen Effekten, volle Konzentration auf die Melodien
Wenn Faber mal erwachsen wird, wird er mit Glück ungefähr wie Martin Bechler klingen. Wobei der durchaus auch noch kindlich-albern sein kann. Bei Kalauer-Stücken wie „Leck mich am Arsch, amore mio!“ mit aufdringlichem Disco-Wumms geht die Luzie ab, ob man will oder nicht. Einen Hang zu Schimpfwörtern hat er ebenfalls. Allerdings wirkt das bei Bechler nicht wie künstliche Provokation, sondern wie ein unvermeidlicher Kollateralschaden des Lebens. In „Queen Of Fucking Everything“ heißt es: „Multiply by zero, alles gegen null/ Müd vom Eskalieren und vom Krieg die Schnauze voll.“ Wer kennt das nicht.
Es gibt kleine Spoken-Word-Einlagen, mit „Aufm Park & Ride von Golgatha“ ein herziges Duett mit Elin Bell, langweilig wird’s nicht. Etliche Songs geben bereits im Titel die Richtung vor – unbedingt nach vorn, bloß kein Stillstand: „Wir propagieren den Exzess“, „We Need To Go Maraca“, „Wir müssen uns bewegen“. Die Kölner Philharmonie war schon ausverkauft, demnächst also auf der Waldbühne oder im Stadion? Wenn Danger Dan das kann, warum nicht! Raus mit den billigen Effekten, volle Konzentration auf die Melodien – und dann der König von allem sein.