Die 500 besten Alben aller Zeiten: Plätze 16 und 15
Sehen Sie hier die Plätze 16 und 15 unserer 500 besten Alben aller Zeiten
Platz 16: Kate Bush – „Hounds Of Love“ (EMI, 1985)
Kate Bush ist die Königin, und ihr fünftes Album, „Hounds Of Love“, ist ihr Meisterwerk (und, wie diese Liste zeigt, das beste Album der Achtziger). Es enthält die eingängigsten und am kunstvollsten gewirkten Songs ihrer Karriere, „Running Up That Hill (A Deal With God)“ und „Cloudbusating“, das wuchtige „The Big Sky“ und das herzzerreißend zarte Klagelied „Mother Stands For Comfort“. Kate Bush ist hier auf dem Höhepunkt ihrer Kunst als Songwriterin. Zugleich gebraucht sie die neue Technologie des Samplings, um die erstaunlichsten Sounds zu erzeugen – und vor allem um ihren exaltierten Gesangzum Material zu machen, um mit sich selbst im Chor zu singen. „Hounds Of Love“ zeigt eine Künstlerin, die sich in eine Vielzahl von Identitäten und Rollen aufzuspalten versteht – und die am Ende doch alles zu einem Gesamtkunstwerk verbindet, einem schillernden Bild künstlerischer Authentizität.
Jens Balzer
Platz 15: Bob Dylan – „Blood On The Tracks“ (Columbia, 1975)
Das wundersame Werk, das als Dylans vielleicht überraschendste und überzeugendste literarische Arbeit betrachtet wird, gibt es in gleich zwei Versionen im Angebot. Es bleibt unklar, wie es zu diesem Werk gekommen ist. Wie war das noch? Bob war mit Anfang zwanzig Folkstar gewesen, mit Mitte zwanzig Superrockstar. Danach hatte er seinen Vorruhestand auf dem Land und dann sein Comeback, wieder als Superrockstar, gehabt. Jetzt war Dylan Mitte dreißig, und seine Ehe mit Sara Lownds war kaputt. Er war wieder nach New York gezogen, seine Ehe war kaputt, er interessierte sich für viel, besuchte Kunstkurse, ging aus, traf Leute, und – hatte ich das schon erwähnt? – seine Ehe war kaputt.
Die Lieder, die diese Phase für ihn und uns abwirft, sind epische Erzählungen, die jede Struktur von Zeit und Raum auflösen, sind Mathematik und Schmerz. Auch wenn man nichts weiß, hört man Schmerz wie einen knarzenden Fußboden in jeder Sekunde des Albums. Die Mathematik hingegen liegt im Personal. Anders als in Dylans zitierwütigem 60er-Jahre-Repertoire mit seinen alttestamentarischen Monstern plus Trivia-Helden ist „Blood On The Tracks“ bevölkert von komplexen Persönlichkeiten unterwegs im wirklichen Leben, wessen auch immer das sein mag. Noch schöner, weil entrückter und gleichzeitig intimer klingen diese Lieder übrigens in den Versionen der „Bootleg Series“. Da riecht das Open Tuning nach New York, und der Schmerz hat mseinen Zenit. Die andere Version? Stammt von Dylan selbst: Er war nämlich einfach nur in seiner Anton-Tschechow-Phase, und das ganze arme „Blood On The Tracks“ ist komplett ausgedacht.
Birgit Fuss