Public Image Ltd
„End Of World“ – Ewiges Meckern
PIL/Cargo (VÖ: 11.8.)
Griesgrämige Abrechnungen des Berufsprovokateurs
Bevor Sie fragen: Ja, der Song „Hawaii“ befindet sich auch auf dem Album. Ganz am Ende von „End Of World“ versteckt sich die Nummer, mit der John Lydon für Irland beim Eurovision Song Contest antreten wollte, aber noch im Vorentscheid scheiterte. Ein Song, der so gar nicht nach PiL klingt – zu zart, zu wehmütig, zu persönlich, zu sehr von gefälligen Harmonien bestimmter Softpop, der eine Art Liebesbrief an Lydons Frau ist.
Lydon ist weiterhin der nörgelnde Miesepeter mit der meckernden Stimme
Doch obwohl Lydon das ganze Album Nora Forster widmet, die 2018 an Alzheimer erkrankte und im April dieses Jahres starb, bleibt dieser Moment der Zärtlichkeit ein Fremdkörper auf „End Of World“. Lydon ist weiterhin der nörgelnde Miesepeter mit der meckernden Stimme, die immer noch fast so klingt wie zu Sex-Pistols-Zeiten, wiewohl Punkrock schon lange nicht mehr die Musik seiner Wahl ist.
Nicht nur der Titelsong baut auf der repetitiven Songstruktur auf, die man von Public Image Ltd seit Jahrzehnten kennt: Nach einem wilden Gitarrenriff-Intro geben Bass und Schlagzeug einen spröden Beat vor, bei dem man den Eindruck hat, dass er endlos so weitergehen könnte, auch wenn Lydon skandiert: „No surrender, no cowards here, it’s the end of the world.“ Der Weltuntergang, so wie PiL ihn sehen, ist ein ziemlich zähes Monster.
Griesgrämige, verbitterte Abrechnungen eines Berufsprovokateurs
Das Album nimmt einen mürrisch-boshaft in Empfang. Wenn Lydon in der Eröffnungsnummer „Welcome to the Penge!“ ruft, klingt das nicht wirklich einladend. Wie auch „End Of The World“ liefern sich im Kreis drehende Songs wie „Being Stupid Again“ griesgrämige, verbitterte Abrechnungen eines Berufsprovokateurs, der mal über dies und mal über das lästert.
Allerdings wird das Album auf dem Weg nach „Hawaii“ musikalisch und im Tonfall abwechslungsreicher. In „Walls“ gibt es Platz für eine dezente Funk-Gitarre, „The Do That“ ist ein fieser Ohrwurm, und zum jazzig synkopierenden Beat von „Dirty Murky Delight“ verwandelt sich Lydon in Ian Dury. Bei „L F C F“ ist er dann aber wieder ganz bei sich, wenn er, der Weltordnung im Allgemeinen überdrüssig, skandiert: „Liars, fakes, cheats and frauds!“