ROLLING STONE im Juli: Tina Turner – ein Leben zwischen Tragödie und Triumph
Ein Auszug aus der Titelgeschichte der ROLLING-STONE-Ausgabe 07/23.
Das Album „Private Dancer“ erschien im Mai 1984. Auf dem Papier ist es ein eklektischer Mischmasch aus alten Songs und neu geschriebenen Stücken: Mark Knopfler gab Tina „Private Dancer“, Terry Britten schrieb „What‘s Love Got To Do With It“ und „Show Some Respect“ (mit Sue Shifrin), Rupert Hine „I Might Have Been Queen“. Dazu „Let‘s Stay Together“, Ann Peebles‘ „I Can’t Stand The Rain”, “Better Be Good To Me” von Holly Knight und Sue Chapman (früher von Spider aufgenommen), “Help!” von den Beatles, “1984” von David Bowie und “Steel Claw” von dem irischen Songschreiber Paul Brady. Unter den acht Produzenten sind Terry Britten, Rupert Hine, Martyn Ware und Joe Sample.
Die Platte ist also nicht kohärent. Ja, stimmt, aber sie ist auf interessante Weise nicht kohärent. Sie klingt absolut zeitgenössisch. Sie klingt wie Soul, ist aber Rock. Sie vereint die Talente vollkommen unterschiedlicher Autoren und Produzenten in dem Talent von Tina Turner, unverkennbar zu sein.
Auf dem Cover ist Tina Turner die Löwin in schwarzem Kleid und Netzstrümpfen, die Lippen rot geschminkt. Der an den Mund geführte Zeigefinger sagt beides: „Komm her!“ Und: „Du kannst mich mal!“ Die schwarze Katze im Vordergrund sieht aus wie ein Puma. Auf der Rückseite sind Tinas Beine auf Stöckelschuhen zu sehen. Es ist die Art von Platte, die Erwachsene sich ins Wohnzimmer stellten. Und die sie wirklich hörten. „Private Dancer“ wurde gekauft wie verrückt. Tina war 45 Jahre alt.
Das Comeback gehört zu den großen Mythen der Rockmusik (des Films, des Theaters, der Literatur, des Boxsports, des Lebens). Tina Turners Comeback war die Wiederkehr einer Frau, von der viele Menschen noch nie gehört hatten, zumal in Europa. Sie hatte eine Geschichte, das war klar, aber die Geschichte musste jetzt erst erzählt werden. Mit Kurt Loder erzählte sie die Geschichte in der Biografie „I, Tina“.