Songwriting von Ray Davies: Binsenweisheiten mit transzendentem Schimmer
„Im britischen Rock“, sagte Pete Townshend einmal über seinen früheren Rivalen von den Kinks, „ist Ray Davies das einzig echte und authentische Genie.“
Mit „You Really Got Me“ und „All Day And All Of The Night“ nahm Ray Davies den Punk vorweg, entwickelte mit Songs wie „Waterloo Sunset“, „A Well Respected Man“, „Sunny Afternoon“ und „Dedicated Follower Of Fashion“ aber auch eine spezifisch britische Spezies des Songschreibens.
Trockener Witz, das an der Realität geschulte Auge des begnadeten Geschichtenerzählers, die Music-Hall-Tradition (bei „Lola“ um die transsexuelle Komponente erweitert) und nicht zuletzt Davies‘ Faible, der englischen Klassengesellschaft in den Hintern zu treten, erwiesen sich dabei als natürliche Ingredienzien.
„Ich stolpere über irgendeine Banalität, trete einen Schritt zurück – um mich dann ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen.“
Und doch war es vor allem seine Fähigkeit, banale menschliche Gefühle zu beschreiben, die einem Lovesong wie „Days“ einen transzendenten Schimmer verleiht – oder eine stille Meditation wie „Waterloo Sunset“ zum vielleicht schönsten Song in der englischen Sprache macht.
„Ich glaube, ich schreibe instinktiv über Dinge, die ich nicht ändern kann“, sagte er dem ROLLING STONE 1970. „Oft genug sind es Sachen, die eigentlich nur Binsenweisheiten sind. Aber ich kriege sie einfach nicht aus meinem Kopf. Ich stolpere über irgendeine Banalität, trete einen Schritt zurück – um mich dann ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen.“