Kein Bock auf Rammstein: Fünf Bands, die ihr stattdessen hören solltet
Keinen Bock mehr auf die Industrial-Metal-Band? Hier sind fünf Rammstein-Alternativen.
Der Missbrauchsskandal um Sänger Till Lindemann beschäftigt auch weiterhin die Musikwelt. Trotz aller Kritik an Rammstein ist die Band wieder mehrfach in den deutschen Charts vertreten, obwohl sich nicht jeder wohl damit fühlt, die Songs der Berliner noch zu hören. Aber keine Sorge, Rammstein ist nicht die einzige Band, die elektronische Industrial-Klänge mit E-Gitarren und harten Gesang verbindet. Entdeckt hier fünf Rammstein-Alternativen, die euch einen ähnlichen Sound geben können, der euch vielleicht sogar besser gefällt.
Nine Inch Nails: Vielseitig und emotional
Trent Reznor startete Nine Inch Nails Ende der 1980er Jahre in den USA und hat seitdem viele verschiedene Stilrichtungen in seinem Projekt vereint. Zunächst eher synth-poppig, nahm Reznor mehr und mehr Gitarren in sein Repertoire auf, was zu zwei seiner besten Werken führte. Die 1992 erschienene EP „Broken“ besticht durch laute verzerrte Gitarren und Texten, die sich um Themen wie Selbstzerstörung, Wut auf die Musikindustrie und Sex drehen. Trotz diverser nicht jugendfreier Textpassagen und Musikvideos, die MTV verbannte, war „Broken“ ein großer Erfolg und der darauf enthaltene Song „Wish“ brachte der Band den ersten Grammy („Best Metal Performance“) ein. Prägender und einflussreicher war jedoch der Nachfolger „The Downward Spiral“, auf dem Reznor seine eigene Depression verarbeitete. Die Gitarren schreien in manchen Songs geradezu den Schmerz heraus, während ruhigere Songs, wie etwa das von Johny Cash gecoverte „Hurt“, einen Einblick in das einstige Seelenleben des Musikers geben.
Mittlerweile ist der Sound von NIN elektronischer geworden, was nicht zuletzt durch Reznors neuen musikalischen Partner Atticus Ross zustande kam. Gemeinsam spezialisierten sie sich nebenher auf Filmmusik und gewannen zweimal den Oscar für ihre Arbeit. Tatsächlich existiert durch Trents Arbeit als Filmkomponist eine interessante Verbindung zu Rammstein: 1996 heuerte Regisseur David Lynch den Multiinstrumentalisten für den Soundtrack zu „Lost Highway“ an, auf dem bekanntlich zwei Rammstein-Songs verwendet wurden und das US-Publikum auf die deutsche Band aufmerksam machte.
Ministry: Brachial und politisch
Wer es durchgehend etwas lauter und härter mag, der ist bei Ministry an der richtigen Adresse. Gegründet im Jahr 1981 von Alain „Al“ Jourgensen, wandelte sich die Band von einem Synthwave-lastigen Sound nach und nach zu einer der Koryphäen der Industrial-Metal-Szene. Alben wie „Psalm 69: The Way To Succeed And The Way To Suck Eggs“ oder „The Land of Rape and Honey“ galten Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre als richtungsweisend für das Genre. Hier treffen schrille Gitarren auf energetische Drums und dröhnende Synthesizer. Wenn dann auch noch Sänger Al Jourgensen mit seiner tiefen Stimme in das Mikro grölt, fühlen sich Rammstein-Fans doch fast an die besten Jahre der Band erinnert. Kein Wunder, denn die Berliner bedienten sich beim Ministry-Song „Just One Fix“ wohl für das Gitarrenriff ihres wohl bekanntesten Songs „Du hast“.
Trotz ihrem brachialen Auftreten hielt sich Ministry von größeren Skandalen fern. Frontmann Al Jourgensen überkam sogar seine Drogen- und Alkoholsucht, bevor sie ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Heute ist der auf Kuba geborene Sänger vor allem durch seine zahlreichen Kooperationen bekannt und ein lauter Kritiker der Republikanischen Partei der USA.
KMFDM: Aus Hamburg in die Welt
Falls ihr lieber Gesang auf Deutsch mit euren Industrial-Klängen wollt, sei euch KMFDM (steht für: „Kein Minderheit für die Mitleid“) wärmstens ans Herz gelegt. Das internationale Musikkollektiv wurde 1984 vom gebürtigen Hamburger Sascha Konietzko ins Leben gerufen. Zunächst startete die Band als ein Performance-Kunst-Projekt in Paris, um eine Ausstellung im Grand Palais zu eröffnen. Konietzko fand daraufhin immer mehr gefallen daran, seinen Mix aus Techno, Rock und Industrial zu performen, weswegen er in wechselnder Besetzung KMFDM weiter zu einer der wichtigsten Gruppen der Szene entwickelte. Trotz der Internationalität der Band und ihrer weltweiten Bekanntheit unter Genre-Fans, lässt es sich Konietzko nicht nehmen, auch Songs in seiner Muttersprache zu singen, wie auf etwa auf der Single „Liebesleid“.
Aber auch auf anderen Alben der Band, wie das sehr beliebte „Symbols“ oder „Hau Ruck“, flüstert Konietzko gelegentlich seine Texte mysteriös und bedrohlich ins Mikrofon. Im Zusammenspiel mit einem stets wandelnden Gitarrenspiel könnte man fast meinen, Hörer:innen hätten hier einen weniger pompösen Till Lindemann vor sich.
Skinny Puppy: Die Experimentellen
Wenn es um experimentelle Sounds im Industrial-Metal geht, müssen Skinny Puppy in einem Atemzug erwähnt werden. Das Trio aus Kanada existiert bereits seit 1982 und scheut sich nicht davor, mit Synthesizern und lauten Gitarren zu spielen. Fast jedes Album von Skinny Puppy bietet eine neue Erfahrung, wobei der grundlegende Stil der Band immer wiedererkennbar bleibt. Analoge Synths, Samples aus Horrorfilmen und erprobte Rockinstrumente bilden das, was die Gründungsmitglieder cEvin Key und Nivek Ogre als ihre „Audioskulptur“ bezeichnen. Dabei wechseln sich beispielsweise rhythmische Kettensägen-Samples auf tanzbaren Beats mit hämmernden Metall-Passagen ab. Skinny Puppy holen zudem gerne andere Musiker für ihre Projekte mit ins Boot, um ihre Songs noch weiter auszufeilen. So half etwa auf dem 2004er Album „The Greater Wrong of the Right“ Tool-Drummer Dana Carey aus.
In den fast 40 Jahren, in denen die Band bereits besteht, haben sich Skinny Puppy einen Kultstatus in der Szene erarbeitet. Noch heute sind Alben wie „Too Dark“ oder „VIVISectVI“ Klassiker und dürfen auf keiner düsteren Dance-Party fehlen.
Death Grips: Rap meets Industrial meets in-your-face-attitude
Obwohl Death Grips eher dem Hip-Hop zu zuordnen ist, können selbst eingefleischte Rammstein-Fans ihren Spaß mit dem Trio haben. Denn die Kalifornier benutzen neben Synths und Akustik-Drums auch gelegentlich E-Gitarren. Abgerundet wird das Ganze durch die monströsen Rap-Parts von MC Ride, der die Synthese aus Rap, Punk, Industrial und Electro perfekt macht. Dank ihrer Vielseitigkeit gewannen Death Grips die verschiedensten Fans, u.a. auch den Schauspieler Robert Pattinson („The Batman“), der auf dem Song „Birds“ als Gastgitarrist mitwirkte. Aber auch auf den Konzerten der Band tummeln sich neben Hip-Hop-Heads auch eingefleischte Metaller. Denn Songs wie „Black Paint“ könnten ebenso auf Wacken das Publikum zum Pogen bringen.
Vor allen Dingen live beginnt der Sound von Zach Hill, Andy Morin und MC Ride so richtig an zu zünden. Auch wenn die exzentrischen Künstler mal nicht zu ihren eigenen Show erscheinen, brennen sie doch während ihrer Anwesenheit ein Feuerwerk ab, das jeden Hartgesottenen ins Moshpit zieht. Zum Reinhören würden wir euch das Debütalbum „The Money Store“ sowie „Bottomless Pit“ empfehlen.