Till Lindemann: Verlag Kiepenheuer & Witsch beendet Zusammenarbeit mit Rammstein-Sänger
„Grober Vertrauensbruch und rücksichtsloser Akt“: Buchverlag trennt sich von Lindemann. Manche Twitter-User finden das heuchlerisch
Der Buchverlag Kiepenheuer & Witsch trennt sich von seinem Autor Till Lindemann. Der Grund liegt wohl weniger in den aktuellen Berichten über Machtmissbrauch des Rammstein-Sängers gegenüber Frauen hinter den Bühnen in Vilnius und sonstwo, sondern in einem „groben Vertrauensbruch“, der mit einem Buch zusammenhänge, das der 60-Jährige bei ihnen veröffentlichte – und was er danach mit diesem Buch angestellt habe. Man habe „Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch ‚In stillen Nächten‘ eine Rolle spielt“, heißt es. Es geht also darum, dass das KiWi-Buch in unsittlichem Kontext eingesetzt worden sei.
Weiterhin schreibt KiWi, dass man zwar die Kunstfreiheit verteidige – aber Lindemann habe eine Grenze überschritten, die es unmöglich mache, zwischen Künstler und Mensch zu unterscheiden. Das volle Verlagsstatement:
Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen.
Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch „In stillen Nächten“ eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten.
Wir verteidigen aus voller Überzeugung die Freiheit der Kunst. Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornographischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem „lyrischem Ich“ und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt.
Aus unserer Sicht überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden, da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist.
Köln, den 2. Juni 2023
Kerstin Gleba
Nicht alle User loben den Verlag für diesen Schritt, der zehn Jahre nach Veröffentlichung des Gedichtbands erfolgte. „Lest ihr die Bücher nicht, die ihr veröffentlicht?“, schreibt einer. Ein anderer dafür: „Besser spät, als nie.“
Wir beenden die Zusammenarbeit mit Till Lindemann https://t.co/Jaazhn951E #TillLindemann #Rammstein pic.twitter.com/RfXllNsUyg