Rufus Wainwright
„Folkocracy“
BMG (VÖ: 2.6.)
Der Pop-Pfau und die Familienwerte
Bei „Prima Donna“ war ich raus. Die Shakespeare-Sonette von „Take All My Loves“ haben mein Verhältnis zu Rufus Wainwright kein bisschen verbessert – Deutsche Grammophon, my ass! Crossover für „Zeit“-Abonnenten. Oder wie „Pitchfork“ es einst formulierte: „Er beißt mehr ab, als er kauen kann.“ Doch jetzt – Trommelwirbel – kommt der Ausnahmesänger mit einer Sammlung von atemberaubend interpretierten Folksongs.
Die bescheidensten Lieder leuchten am hellsten
Klar, der pfauenhafte Rufus ist nicht Shirley Collins, auch wenn er einer „Folkokratie“ entstammt. „Twelve Thirty“ von The Mamas & The Papas läuft hier ebenso unter Folk wie Franz Schuberts „Nacht und Träume“ oder das mit Chaka Khan gesungene Country-Schlachtross „Cotton Eyed Joe“. Die Liste der Gäste und Duettpartner ist endlos: Anohni, Nicole Scherzinger, David Byrne, Van Dyke Parks, John Legend usw.
Die bescheidensten Lieder – das aus den Appalachen stammende „Down In The Willow Garden“ mit Brandi Carlile und „Wild Mountain Thyme“ mit dem Rest der Familie Wainwright – leuchten am hellsten. Weil es nicht viel braucht, um zu berühren. Nur das Richtige.