Roger Waters: Giftpfeile gegen Deutschland und „deutsche Psyche“
„Hört auf, die Kinder zu töten“ - vor den nächsten Deutschland-Gigs schlägt der Pink-Floyd-Mitbegründer mächtig auf die Pauke
Berlin, München, Frankfurt. Drei deutsche Städte hat Roger Waters noch auf seiner europaweiten Agenda der „This Is Not A Drill Tour“. Außerhalb der Bundesrepublik verliefen seine Arena-Konzerte weggehend „business as usual“, mal abgesehen von Absagen in Polen und punktuellen Protesten.
Der Pulverdampf der letzten Wochen hatte sich schon fast verzogen.
Doch nun legt Waters auf seinen Tour-Blog noch einmal nach. Abgebildet ist das palästinensische Mädchen Hajar Al-bahtini, das in der vergangenen Woche angeblich – also unbestätigten Berichten zufolge – bei einem israelischen Angriff getötet worden ist.
„Die Verfolgung der Palästinenser muss aufhören“, schreibt Waters. „Ich werde in Deutschland schikaniert, weil ich mich für meine Brüder und Schwestern in Palästina einsetze. Dabei sind diese Schikanen aus Deutschland bestenfalls Mückenstiche …“
Weiterzeit zitiert er eine Zeile aus dem Buch „Der Prozess“ des (jüdischen) Dichters Franz Kafka.
„Jemand muss Lügen über Josef K. erzählt haben. Er wusste, dass er nichts verbrochen hatte, aber eines Morgens wurde er verhaftet“, heißt es dort.
Der Anfang einer länglichen Argumentation, die Waters aufbaut:
„Es sind Lügen, um die es in meinem Fall geht: Ich sei ein judenhassender Antisemit und Putin-Apologet, der auf der falschen Seite des Krieges in der Ukraine stehe. Und dass ich deshalb, zumindest in Deutschland, mit einem Auftrittsverbot für meine Arbeit belegt werden sollte.
Mit heißen Tasten steigert sich Waters in einen Furor gegen „Deutschland“ hinein:
„Diese verleumderischen Lügen haben sich so fest in der deutschen Psyche verankert, dass am Montag, dem 8. Mai, in Köln bei einer kleinen Demonstration vor dem Veranstaltungsort (…), nicht weniger als acht Redner auftraten, um mich vor einer kleinen Teilnehmer-Schar als monströsen Antisemiten zu denunzieren..“
Waters muss offenbar einiges unter den Nägeln gebrannt haben. Den genauen Wortlaut kann man auf der „This Is not a drill“-Website nachlesen. Er folgt eine Reihe von Fragezeichen-Sätzen, in den auch erneut die Frage des wahren Aggressors im Krieg gegen die Ukraine aufgeworfen wird und von „Neofaschisten in Kiew“ die Rede ist. Fast Eins zu Eins die Sprechweise des Kremls.
Waters zitiert aus seinem Song „Sheep“, verweist auf diverse Dystopien aus dem Literaturbereich und stellt sich als harmlosen „Bassisten“ dar. Wer gedacht hatte, die seit Monaten grummelnde „Waters-Angelegenheit“ würde sich in aufwändigen Arena-Konzerten mit blitzender Lichtshow und sattem Retro-Sound auflösen, muss sich vom Meister in einem Schluss-Statement eines Besseren belehren lassen, das von Hybris geradezu platzt:
„Die nächste Station in Deutschland ist Berlin am 17. und 18. Mai“ schreibt Waters. „Bitte kommen Sie und zeigen Sie Ihre Solidarität mit all Ihren Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt. Unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Religion oder Nationalität, und leisten Sie Widerstand gegen Big Brother und die Kräfte des Raubtier-Kapitalismus, die unseren schönen Planeten Heimat zerstören“: