Sogar mit Nick Mason: Petition solidarisiert sich mit Roger Waters
Mehrere tausend Unterzeichner, darunter einige Prominente, fordern deutschen Kommunen dazu auf, die Konzerte Waters' nicht abzusagen. Inhaltlich schlägt die Petition durchaus harte Töne an.
Eine von der dUS-amerikanischen Journalistin und Comedian Katie Halper gestartete Petition auf „change.org“ solidarisiert sich mit Roger Waters und verurteilt die in Deutschland geplanten Konzert-Absagen im Zuge seine Tour. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören Eric Clapton, Brian Eno, Peter Gabriel und Noam Chomsky. Auch Pink-Floyd-Gründungsmitglied und -Schlagzeuger Nick Mason unterschrieb die Petition. Damit widerspricht Mason formal seinem Kollegen David Gilmour und dessen Frau Polly Samson, die Waters jüngst als Antisemiten bezeichneten.
In der Petition heißt es: „Wir Künstler, Musiker, Schriftsteller und andere Personen und Organisationen des öffentlichen Lebens sind zutiefst beunruhigt über die jüngsten Bemühungen deutscher Behörden, den Musiker Roger Waters zu diskreditieren und zum Schweigen zu bringen“.
Auch auf die Antisemitismus-Vorwürfe, die Grundlage für die geplanten Absagen sind, wird in der Petition reagiert: „Die Beamten, die Waters verunglimpfen, führen eine gefährliche Kampagne, die Kritik an der illegalen und ungerechten Politik Israels absichtlich mit Antisemitismus in einen Topf wirft. Durch diese Verquickung wird das antisemitische Klischee aufrechterhalten, das Juden als einen Monolithen darstellt, der Israel blindlings unterstützt. Einige der lautstärksten Kritiker Israels sind Juden. Aber diejenigen, die den Antisemitismus als Waffe einsetzen, tragen sehr wohl zu ihm bei“.
Dass in der Antisemitismus-Forschung und aus politikwissenschaftlicher Perspektive häufig auch von „Israel bezogenem Antisemitismus“ gesprochen wird und moderner Antisemitismus sehr eng mit dem israelischen Staat verknüpft ist, scheint die Petition nicht berücksichtigt zu haben.
Waters setzte beispielsweise die Außenpolitik Israels und die davon betroffene palästinensische Bevölkerung mit den Opfern des Holocaust gleich. Auch die Petition bezieht sich auf die deutsche Vergangenheit und den Völkermord an den Juden, bringt diesen aber mit dem „besetzten Palästina“ in Verbindung: „Wir fordern diejenigen, die Waters‘ Konzerte abgesagt haben, auf, ihre Entscheidungen zu revidieren und sich mit ihrer eigenen Geschichte von Antisemitismus, Rassismus und Völkermord zu befassen und zu überlegen, wie solche Vorkommnisse heute in anderen Teilen der Welt, auch im besetzten Palästina, verhindert werden können“.
Das liest sich so, als würden die Unterzeichner durch das Narrativ des „bösen Besetzers“ Israel das Existenzrecht absprechen. Dass das Land seit Staatsgründung selbst um seine Existenz kämpft, in etliche Kriege und Konflikte verwickelt ist, wird dabei nicht bedacht.
Und weiter in der Petition: „Außer diesen beiden Behauptungen gibt es keine weiteren Beweise, dass Waters die von den Palästinensern geführte Kampagne für einen Kulturboykott Israels unterstützt hat und dass er die heutige israelische Regierung mit dem Apartheidregime in Südafrika verglichen hat. Keine dieser Behauptungen ist einzigartig für Waters oder liegt außerhalb der Grenzen der öffentlichen Meinung. Menschenrechtsorganisationen […] haben Israel als Apartheidstaat bezeichnet, und daher haben viele dieser Organisationen und Einzelpersonen den Vergleich zwischen Israel und dem Südafrika der Apartheid-Ära gezogen“.
Die Petition beruft sich zwar auf legitime Regierungskritik und Meinungsäußerung. Konkrete Kritik an außenpolitischen Entscheidungen Israels aber findet nicht statt. Stattdessen wird das Land auf die Rolle als Bösewicht-Staat reduziert, ungeachtet eines komplexen Konflikts, in dessen Mittelpunkt es steht. Die Petition haben bisher mehr als 5.500 Leute unterzeichnet (Stand: 15. März, 12:30 Uhr).