Pink Floyd
„The Dark Side of the Moon – 50th Anniversary Deluxe Boxset“
Warner (VÖ: 24.3.)
Die Jubiläumsbox zum Meilenstein – und warum sie sich trotz des hohen Preises natürlich lohnt
Die Platte ist der Hammer, sagen sie, der Preis aber nicht, das sagen sie auch. Die Wut im Netz ist riesig: um die 250 Euro für zwei CDs, zwei LPs, zwei Blu-rays, eine DVD, zwei Vinyl-Singles und zwei Bücher (die immerhin von Hipgnosis-Co-Gründer Aubrey Powell designt wurden). Die Musik? Zwar mit Atmos-Sound und ebenso als High-Resolution-Remaster, jedoch: keine Early Mixes der Klassiker, und als einziger neuer Vinyl-Content ein Konzert aus London von 1974, das seit zwölf Jahren digital verfügbar ist. „Dark Side of the Money!“, fluchte einer, oder: „Dem Preis nach zu urteilen beginnt nun nicht mehr Seite B, sondern gleich Seite A mit dem Song ‚Money‘!“
„The Dark Side of the Moon“ ist wie ein Einlasstor zur Musik dieser großartigen Band
Die Vorwürfe sind nicht ganz abwegig. Im Gegensatz zur „Immersion“-CD-Sammlung von 2011 gibt es hier keine Tourfilme aus den 1970ern oder Alternativversionen der Albumtracks. Wer die hören will, kann sie neuerdings dennoch kaufen … auf iTunes. „Dark Side“ nun in drei Hörformaten auf drei Silberlingen in einer Box anzubieten, ist streng genommen redundant: Wer Atmos hört, braucht die normale CD nicht, und wer den Surround Mix bevorzugt, wird Atmos nicht einlegen. Dieses Jubiläums-Reissue vereint demnach lediglich zehn Songs, dafür in unterschiedlichen Klangausführungen, sogar die 1974er-Live-Platte bietet keine zusätzlichen Stücke. 250 Euro also – für ein Album.
Das große Aber lautet aber: „The Dark Side of the Moon“ ist wie ein Einlasstor zur Musik dieser großartigen Band. Und abgesehen von „The Wall“ ist „Dark Side“ das zugänglichste Pink-Floyd-Werk, das unter Beteiligung von Roger Waters entstand. Durch „Dark Side“ wird man zum Fan. Das beantwortet vielleicht nicht die Frage, ob Pink-Floyd-Wiederveröffentlichungen Cash Grabs sind – schon das lang ersehnte „Animals“-Reissue aus dem letzten Jahr präsentierte keine Bonusinhalte, sondern nur fünf Lieder in unterschiedlichen Ausspielungsformaten. Aber warum sollte die neue Generation nicht gerade durch dieses „Dark Side“-Set auf den Meilenstein aufmerksam werden? Mit irgendeiner Box muss es ja losgehen. Und dies ist ihr bestes Album (Barrett-Fanatiker werden dem nicht zustimmen).
„The Dark Side Of The Moon“ gehört zu den am häufigsten in Gänze durchgehörten LPs. Für viele Hörer scheint die Platte eine bessere Welt anzubieten, irgendwo da draußen im All. Gedanken, die sich dennoch mit den eigentlichen Songthemen – erschöpfende Welttourneen, die Konsequenzen harten Drogenkonsums – vereinbaren ließen. Die brillante Einfachheit der Pink-Floyd-Texte zeigt sich in „Us and them“: „With / without /And who’ll deny / it’s what the fighting’s all about“ – Roger Waters‘ Vater fiel im Zweiten Weltkrieg. Dieses Werk verbindet Welten. Und wenn der im Handel oft übliche Preisnachlass kommt, vielleicht ja schon in ein paar Wochen, gibt für dieses Set auch nicht mehr nur die zweithöchste, sondern die höchste Bewertung. (Warner Music)