Der Verlag von Roald Dahl macht’s jetzt doch genau richtig
Die beliebten Kinderbücher des erfolgreichen Autors werden sprachlich entschärft oder auf einen neuen gesellschaftlichen Stand gebracht. Das erregt heftigen Widerspruch. Nun reagiert der britische Puffin-Verlag anders als erwartet.
Wenn sich sogar Salman Rushdie zu Wort meldet, weil er absurde Zensur wittert, dann ist es nicht nur ein Sturm im Wasserglas! Die Ankündigung des britischen Verlags von Roald Dahl, seine Werke aus gut gemeinten Gründen, nun ja,zu verstümmeln, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Das Unternehmen hatte eine bekannte Einrichtung darum gebeten, die Bücher des Star-Autors einer Revision zu unterziehen, um mögliche seelische Verletzungen beim jungen Lesepublikum für die Zukunft ausschließen zu können. Ein Verfahren, das auch andere Literaturgrößen trifft.
Das Ergebnis wurde recht schnell bekannt, die Details gehen von nachvollziehbar (ein grotesk fülliger Junge in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist jetzt nur noch enorm und nicht mehr enorm fett) bis hin zu gesellschaftspolitisch motiviert (in „Hexen hexen“ darf nicht mehr ausschließlich die Rede von Stenografinen sein, denn das wäre als Beruf zu niedrigschwellig angesetzt für weibliche Karrieren, die auch als Vorbild dienen sollen).
Jeder bekommt, was er für richtig hält
Nun macht der Puffin-Verlag überzeugend genau das, was in dieser Situation angemessen ist: Die neue Auflage mit bereinigtem Text bleibt, hinzu kommt aber eine weitere Auflage, die sich jeder weiteren Änderung am Text enthält. Kurz gesagt: Aufmerksame oder sehr sensible Erwachsene können ihren Zöglingen eine neue Ausgabe vorlegen, die Verstörung weitestgehend ausschließt (gar nicht so einfach bei Dahl, und das ist gut so – aber das ist eine andere Geschichte…), Hartgesottene oder Nostalgiker bekommen das, was sie von der Literaturmarke Dahl erwarten dürfen und das wohl auch zu einem großen Teil den immensen Erfolg seiner Bücher – von „Matilda über „Sophiechen und der Riese“ – erklärt. Dieser Autor traute seinen jungen Lesern eben etwas zu.
Das hatte seinen Einfluss auch auf andere Künste: Kaum einem Schriftsteller, der vor allem für seine Kinderbücher bekannt ist, erwiesen so unterschiedliche wie talentierte Filmemacher ihre Reverenz, in dem sie seine Stoffe mit entsprechend viel Eigensinn und ästhetischem Wagemut für die große Leinwand umsetzten.