Sam Smith

„Gloria“

Universal (VÖ: 27.1.)

Lieder über die Reise zu sich selbst – mit vielen Co-Stars

Es beginnt mit einem Bekenntnis: Bei „Love Me More“ singt Sam Smith von Selbsthass, Unsicherheit und einer inneren Reise, die der/die Künstler:in (Smith beschreibt sich als nicht-binär) Schritt für Schritt zu sich selbst führt. Die Akkordwendungen sind typisch, aber erst der Text macht „Love Me More“ anrührend.

Warm, wohnlich, erdend, beruhigend

Man kann das Lied (und die meisten anderen auf „Gloria“) also nicht von seinen Inhalten trennen. Das ist eine der Stärken von Smiths viertem Album. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Körpererfahrung, mit Homosexualität und Transgender-Identität gehören zu Smiths Karriere, deren/dessen Musik in dem Maß an Kraftgewonnen hat, wie ebendas zum Thema wurde. Hier etwa zu hören bei dem zur sanften Akustikgitarre gesungenen „How To Cry“, dessen Protagonist die Wahrheit vor den Freunden verbirgt.

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.Smith selbst beschreibt „Gloria“ als Coming-of-Age-Album. Das zeigt sich unter anderem bei „Perfect“, in dem Smith und Feature-Partnerin Jessie Reyez laut darüber nachdenken, ob es vielleicht Zeit sei, das ausschweifende Nachtleben gegen eine feste Beziehung einzutauschen. Die Beats erinnern an die Reize der Nacht, ein Nineties-Gitarrensolo vertont die Spannung, barmende Geigen verheißen die Wonnen der Häuslichkeit.

Die Farbe des Erwachsenwerdens

Der Höhepunkt des Albums ist die schon im September 2022 veröffentlichte Single „Unholy“ mit der deutschen Transgender-Sängerin Kim Petras. Das Drama über einen fremdgehenden Familienvater führte ungefähr alles an, was man in der Musikwelt anführen kann, Tanztrend auf TikTok inklusive. Der harte R&B, die orientalischen Harmonien, die unheimlichen Orff’schen Chöre – das Lied ist eine Lust-Apokalypse. Und dann gibt es noch die mit Gospelchören vergrößerte Pianoballade „Who We Love“ mit Ed Sheeran. Trotz aller Vielseitigkeit der Tracks gelingt eine homogene Produktionsästhetik. Hätte das Album eine Farbe, wäre es vielleicht ein helles Beige. Warm, wohnlich, erdend, beruhigend. Die Farbe des Erwachsenwerdens.