Rassismusvorwürfe in „Winnetou“ – Karl May Verlag verbucht gute Umsätze
Verkaufszahlen steigen seit der Rassismusdebatte rund um Kinderfilm und Buch „Der junge Häuptling Winnetou“
Der Karl May Verlag hat nach eigenen Angaben von der „Winnetou-Debatte“ profitiert. „Eine Umfrage hat gezeigt, dass mindestens 70 Prozent der Deutschen hinter Karl May und Winnetou stehen. So hat sich das Ganze auch zu einer positiven Marketingaktion entwickelt und den Verkauf der ‚Winnetou‘-Bücher stark angekurbelt“, teilte der Verlag der Deutschen Presseagentur mit.
Debatte um „Winnetou“ im Sommer
Im Sommer 2022 wurde aufgeregt darüber diskutiert, ob „Winnetou“ rassistisch ist – die Frage hat auch das Netz gespalten. Der Vorwurf lautete, dass die indigenen Völker Amerikas zum Teil menschenverachtend, andererseits auch als „edle Wilde“ falsch dargestellt würden. Prominente wie Bully Herbig („Der Schuh des Manitu“), aber auch die Witwe von Pierre Brice meldeten sich zu Wort. Markus Söder hatte eine Meinung, und Dieter Hallervorden auch. Man ein Journalist befragte in den USA Indigene, die nie zuvor von Karl May und Winnetou gehörten hatten, nach deren Urteil.
Zuvor hatte der Ravensburger Verlag nach der Kritik zahlreicher Internetnutzer*innen Buchmaterialien aus seinem Programm genommen, die zu einer neuen Kinoverfilmung erscheinen sollten: „Der junge Häuptling Winnetou“. Daraufhin verteidigten insbesondere Kultureinrichtungen den Abenteuerautor Karl May vor Rassismusvorwürfen.
Nach der Entscheidung, mehrere Kinderbücher wegen Rassismusvorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen, sah sich die deutsche Firma Ravensburger weiterhin großer Kritik ausgesetzt. Hunderte Social-Media-Nutzer*innen bezichtigten die Firma der Zensur oder des Einknickens gegenüber Kritik. Es gab aber auch Unterstützung für die Entscheidung.
Wie weiter damit umgehen?
Der Karl May Verlag ist froh über die Diskussion: „Denn unterschwellig hat sich schon länger bei manchen ein negatives Bild von Karl May entwickelt und man hat ihm zum Beispiel die Missachtung des Genozids an den Indianern in seinem Werk vorgeworfen.“ Dabei würde, so der Verlag, schon ein Blick ins Vorwort vom ersten „Winnetou“-Teil genügen, um zu erkennen, dass das absolut nicht stimme.
Der Verlag würde sich freuen, wenn sich Menschen mit Karl May und seinem Werk beschäftigten, bevor sie sich in den sozialen Medien dazu äußerten, hieß es abschließend.