ROLLING STONE empfiehlt Weihnachtsgeschenke (2): „Harry Potter“-Deluxe-Ausgaben
Die ROLLING-STONE-Redaktion empfiehlt die schönsten Geschenke zum Fest. Hier schreibt Sassan Niasseri, warum ihn die Bloomsbury-Ausgaben der „Harry Potter“-Romane begeistern.
Mein Sohn ist im Harry-Potter-Alter angekommen, und für mich ist das ein Grund, mal etwas tiefer in den Geldbeutel zu greifen: Bei Bloomsbury erscheinen Deluxe-Bände aller sieben Werke (fünf sind schon draußen), mit Slipcase, im DIN A1-Format und illustriert von Jim Kay. Ich bin nicht unbedingt Fan von Romanen mit Zeichnungen, ich fühle mich dann als Erwachsener zu sehr an die Hand genommen – Romane sollen ja gerade ohne Bilder funktionieren. Aber diese Edition soll natürlich Kinder ansprechen können, die gerne die Seiten großer Bücher umschlagen und sich in Abbildungen, wie von der Winkelgasse oder Hogsmeade (im „Philosopher’s Stone“ zum Ausklappen bzw. Rausnehmen), verlieren möchten.
Auf mich üben Zeichnungen bekannter literarischer Figuren gerade dann einen großen Reiz aus, wenn sie durch Kinoschauspieler längst zu Ikonen geworden sind, wir also ein eigentlich unverrückbares Bild mit den Figuren verbinden. Deren neu engagierte Illustratoren stehen vor einer ziemlich gemeinen Aufgabe. Wie schaffen sie es, bedeutenden Charakteren ein überzeugendes, neues Antlitz zu verleihen, eines, das von denjenigen, mit denen wir auf der Leinwand oder im Fernsehen groß geworden sind, abweicht?
Es gelingt oft erstaunlich gut. Dem weißen Hai in der „Jaws“-Edition von Suntup Press wurde zeichnerisch ein eigenes, neues Profil gegeben. Ebenso Ned Stark in den herrlichen „Game of Thrones“-Bänden, die bei der Folio Society erscheinen. Jim Kays „Potter“-Arbeiten sind ebenfalls dazu geeignet, das Figurenpersonal aus den Kinofilmen zumindest für kurze Zeit vergessen zu machen. Dank Alan Rickmans – bravouröser – Darstellung des Severus Snape haben wir das Ekelpaket eigentlich als gutaussehenden Magier in Erinnerung. Rickmans Snape war der heimliche Frauenschwarm. Bei Kay wird er wieder so, wie Potter-Autorin J.K. Rowling ihn immer charakterisiert hat: als wieseliger Miesepter mit öliger Tolle.