„Led Zeppelin IV“: Schall und Hochdruckdampf
Ein monumentales Stück Hardrock mit eingeschaltetem Turbolader und esoterischem Beiwerk.
Manager Peter Grant war ein Schlitzohr ohnegleichen: Im heimischen England verzichteten seine Schützlinge darauf, Singles zu veröffentlichen.
Die künstliche Verknappung Led Zep’scher Tonkunst sorgte erwartungsgemäß für astronomische Albumverkäufe mit entsprechend höheren Gewinnmargen, zudem konnte man sich als die coolen Säue schlechthin profilieren. Singles sind für Kinder. Echte Rocker produzieren – und kaufen – Alben.
Etwa dieses hier: Ein monumentales Stück Hardrock mit eingeschaltetem Turbolader und esoterischem Beiwerk, was einerseits dem Fantasy-Fan Robert Plant, andererseits dem Aleister-Crowley-Verehrer Jimmy Page geschuldet war. Rätselhaft schon der Titel: Das Album hat nämlich keinen, die „IV“ ist ebenso eine Verlegenheitslösung wie „Four Symbols“, abgeleitet vom keltischen Schnickschnack, der jedem Bandmitglied zugeordnet worden war.
US-Fans nannten das Werk einfach lautmalerisch „Zoso“. Leider auch falsch. Namen mögen nur Schall und Rauch sein, Led Zeppelins Musik hingegen war Schall und Hochdruckdampf: Mit „Rock’n’Roll“ ging’s auf die Überholspur, wo sich Led Zeppelin gewiss am wohlsten fühlten.
„The Battle Of Evermore“ glänzte mit süßlichen Mandolinen und Gastvokalistin Sandy Denny. Für Millionen von Käufern war aber ein anderer Track der wahre Gewinner: „Stairway To Heaven“, eine Tour de force aus akustischer Ballade, elektrischem Rocker und hippiephilosophischem Erbauungstext.
Von Uwe Schleifenbaum
Ein Artikel aus dem RS-Archiv