Brian Johnson: „Ich konnte es kaum ertragen, dass Axl Rose mal Sänger von AC/DC war“
Als er auf ärztlichen Rat kürzertreten musste, suchten sich seine Bandkumpels prominenten Ersatz. „Ein Fremder in meinem Haus", sagt Johnson.
Die Autobiografie „The Lives of Brian“ von AC/DC-Sänger Brian Johnson (75) zieht weiterhin ihre Kreise. Jetzt griff das Fachmagazin „Ultimate Classic Rock“ eine Phase im AC/DC-Kosmos auf, die heute gerne ein wenig verdrängt wird.
Johnson musste sich Mitte der 2010er-Jahre auf ärztliche Anweisung von den Live-Auftritten der Bands zurückziehen. Ansonsten hätte er riskiert, sein angeschlagenes Gehör dauerhaft zu verlieren. Da AC/DC aber bereits Live-Termine zugesagt hatten, mussten sie ohne ihren Sänger auskommen – und holten stattdessen Guns N’Roses-Sänger Axl Rose ins Boot, um die Verträge erfüllen zu können.
Johnson verrät laut dem Magazin in seinen Lebenserinnerungen, dass er sich nie auch nur einen Meter Filmmaterial von Roses Zeit bei AC/DC angesehen hat. Natürlich spielte er auch nie „Mäuschen“ und schaute mal persönlich bei einem AC/Rose-Gig vorbei. Stattdessen beschreibt er seine Verzweiflung, als er sich von den Live-Terminen der Band zurückziehen musste.
Zu Roses Auftritten sagt Johnson: „Mir wurde gesagt, dass er einen großartigen Job gemacht hat, aber ich konnte es einfach nicht mit ansehen – vor allem, wenn man es 35 Jahre lang gemacht hat. Es ist, als würde ein Fremder in deinem Haus auf deinem Lieblingssessel sitzen …“
Und weiter: „Doch ich bin nicht nachtragend. Es war eine schwierige Situation. Angus und die Jungs haben getan, was sie für nötig hielten. Nachdem die Band eine Erklärung veröffentlicht hatte, in der sie bestätigte, dass ich die Tournee verlasse, und mir alles Gute für die Zukunft wünschte, konnte ich mich dennoch nicht entspannen oder auf irgendetwas anderes konzentrieren. „ES war einfach immer da. Wie ein Phantomschmerz, für den ich mir selbst die Schuld gab. Die meiste Zeit meiner Karriere habe ich in der lautesten Band der Welt gespielt. Dazu bin ich ständig geflogen; saß auch dann im Flieger, als ich genau wusste, dass es mir dabei nicht gut ging.“
Johnson ist bekanntlich wieder auf die Bretter zurückgekehrt, die ihm die Welt bedeuten. Er betont aber auch, dass er nach seinem erzwungenen 2016er-Rückzug das Gefühl hatte, dass es ihm „nichts ausgemacht hätte“, bei einem seiner Autorennen (die als Hobby betrieb; Anm. der Redaktion) getötet zu werden.
„Eine Zeit lang fragten mich die Leute, ob ich depressiv sei, aber Depressionen sind behandelbar. Mein Hörverlust war es nicht. Was ich fühlte, war keine Depression. Es war eher pure Verzweiflung!“