Serie der Woche: „Shantaram“
Mit Charlie Hunnam, Shubham Saraf, Alexander Siddig
Seit Gregory David Roberts im Jahr 2003 „Shantaram“ veröffentlichte und der halb-autobiografische Roman sofort zum weltweiten Bestseller wurde, war eigentlich klar, dass diese Räuberpistole verfilmt werden müsste. Eine Weile war ein Film mit Johnny Depp im Gespräch, nun ist es eine Serie geworden. Im Trailer sitzt Charlie Hunnam auf einem Motorrad – eine etwas billige Werbung, die auf seine Erfolgsserie „Sons Of Anarchy“ verweist. Mit dem verlorenen Sohn einer kalifornischen Motorradgang hat Lin Ford, der (Anti-)Held in „Shantaram“, nur wenig gemein. Gut, beide sind Schwerverbrecher, doch in sehr unterschiedlichen Situationen. Der Brite Hunnam hat sich statt des amerikanischen nun einen breiten australischen Akzent zugelegt, um glaubhaft den Abenteurer zu spielen, der nur sehr lose auf Roberts‘ eigenen Erlebnissen basiert. Lin bricht in Australien aus dem Gefängnis aus und flieht nach Indien, wo er in einem Slum unterkommt und dort überraschend Freunde findet. Er baut eine Art Krankenstation auf, findet allerdings auch schnell einen Platz bei der hiesigen afghanischen Mafia.
Die Serie vermittelt die Paranoia des getriebenen Lin ziemlich eindringlich (ironischerweise heißt Shantaram „Mann des Friedens“, aber den findet er genauso wenig wie die passende Liebe), allerdings kann sie nur an der Oberfläche dieser Schuld-und-Sühne-Geschichte kratzen – Roberts‘ leicht philosophische Ausflüge fehlen hier. Und Hunnam ist trotz der aufgemalten Narben ein bisschen zu hübsch, so wie die Slums etwas zu gemütlich wirken. Jedenfalls sind sie sehr viel weniger beängstigend als im Roman – keine Ratten in Sicht. Die positive Kehrseite ist, dass auch auf zu viel plakative Gewalt verzichtet wurde, heutzutage ja eher eine Seltenheit. Doch mehr Schmutz, mehr Schmerz darf bei der zweiten Staffel, die hoffentlich gedreht wird, dann schon sein. (AppleTV+)