Woody Allen dementiert Karriere-Ende: „Keine Absicht, sich zur Ruhe zu setzen“
Aussagen aus einem am Wochenende erschienenen Interview hatten darauf hingedeutet, dass sein nächster Film auch sein letzter sein könnte.
Woody Allen wird auch weiterhin auf dem Regie-Stuhl Platz nehmen. Aussagen aus einem am Wochenende erschienenen Interview mit der spanischen Zeitung „La Vanguardia“ hatten darauf hingedeutet, dass sein nächster Film mit dem Arbeitstitel „Wasp 22“ auch sein letzter sein könnte. Das ließ der 86-Jährige jetzt über einen Sprecher dementieren: „Er hat nie gesagt, dass er in den Ruhestand geht“, heißt es in einer Erklärung, aus der das US-amerikanischen Branchenblatt „Deadline“ zitiert.
„Er hat auch nicht gesagt, dass er einen neuen Roman schreiben wird“
Einige von Allen getätigte Aussagen ließen den Rückschluss zu, dass er sich nach dem Ende seiner Regie-Karriere der Belletristik widmen könnte. Auch dies wurde in dem Statement zurückgewiesen: „Er hat auch nicht gesagt, dass er einen neuen Roman schreiben wird. Er sagte, dass er darüber nachdenkt, keine Filme mehr zu machen, da er Filme, die direkt oder sehr schnell auf Streaming-Plattformen veröffentlicht werden, nicht so gerne macht, weil er ein großer Liebhaber des Kinoerlebnisses ist. Derzeit hat er keine Absicht, sich zur Ruhe zu setzen und freut sich sehr darauf, in Paris seinen neuen Film zu drehen, der sein 50. sein wird.“
Früher war alles anders
In dem offenbar missverständlichen Interview vom Wochenende zeigte sich Allen vom Kino enttäuscht: „Das Filmgeschäft hat sich geändert, menschliche Geschichten interessieren nicht mehr so.“ Schon Ende Juni dieses Jahres hatte Woody Allen in einem Gespräch mit dem Schauspieler Alec Baldwin ein mögliches Karriereende angedeutet. Damals erklärte er, der Nervenkitzel sei weg. Früher seien seine Filme in Kinos „im ganzen Land“ zu sehen gewesen. „Jetzt dreht man einen Film und der ist ein paar Wochen in einem Kino. Vielleicht sechs oder vier Wochen, und dann geht er direkt ins Streaming oder Pay-per-View“, so Allen. Das sei einfach nicht dasselbe, wie in früheren Zeiten.
In einigen Wochen beginnen in Paris die Dreharbeiten zu Allens nächstem Projekt. Der US-Amerikaner verglich den französischsprachigen Film mit „Match Point“ aus dem Jahre 2005: Der neue Streifen sei „aufregend, dramatisch und auch sehr unheimlich“.
Schatten über einer großen Karriere
Woody Allens Regie-Karriere nahm ihren Anfang im Jahre 1966 mit der Komödie „What’s Up, Tiger Lily?“. Danach drehte er fast im Jahrestakt einen neuen Film. Insgesamt 24 Mal war er für einen Oscar nominiert; vier Mal erhielt er die Trophäe: 1978 für „Der Stadtneurotiker“ (Beste Regie & Bestes Drehbuch), 1987 mit „Hannah und ihre Schwestern“ und 2012 mit „Midnight in Paris“ (beide Bestes Drehbuch). Allen wurde im Laufe der Jahrzehnte nicht nur zur Galionsfigur des Independent-Kinos, sondern erzielte auch einige Kassenschlager.
Über seine Karriere haben sich jedoch auch Schatten gelegt: Seine Adoptivtochter Dylan Farrow wirft ihm vor, sie als Kind missbraucht zu haben. Allen hat jene Anschuldigungen Zeit seines Lebens zurückgewiesen. Zuletzt wurde es aufgrund der Vorwürfe immer schwerer für ihn, Filmprojekte zu realisieren – so wurde zum Beispiel eine Amazon-Serie auf Eis gelegt. Ein möglicher Zusammenhang zwischen Cancel-Culture-Bestrebungen und dem Karriere-Ende Allens als Regisseur wird zumindest von ihm nicht öffentlich gezogen.