The Chemical Brothers
„Dig Your Own Hole“
Universal (VÖ: 29.7.)
Das Electro-Rock-Album in einer Jubiläumsedition
Die Rockmusik des Jahres 1997 brachte einige denkwürdige Songzeilen hervor: „All my people right here, right now“ von Oasis, Radioheads „When I am king, you will be first against the wall“ und natürlich „Woohoo!“ von Blur. Aber am wirkmächtigsten war diese: „Back with another one of those block-rockin’ beats.“ Und sie stammte nicht von Männern mit Gitarren, sondern von zwei schlurfigen DJs hinter einem Pult. Die Bedeutung des zweiten Albums von Tom Rowlands und Ed Simons könnte nicht überschätzt werden. Die Mischung aus Breakbeats, Big Beats und Psychedelic Rock war neu, nichts klang nach Sample, sondern eher so, als würde eine Garage- Band versuchen, gegen einen dämonischen Synthesizer die Oberhand zu behalten. Mensch gegen Maschine, beide werden immer lauter, bis sie durchdrehen und es dennoch schaffen, gemeinsam den Rhythmus zu halten.
Mensch gegen Maschine
Noel Gallagher war in „Setting Sun“ Gastsänger. Es war die Geburt der Paarung Britpop–Electro sowie deren Ende, denn niemand Nennenswertes kam hinterher. Die Brillanz des Duos und sein Talent für kongeniale Kooperation kommt im audiovisuellen Gesamtkunstwerk „Elektrobank“ zur Geltung. Rhythmische Sportgymnastik war nie hip, aber der Regisseur der Stunde, Spike Jonze, filmte Sofia Coppola, damals noch Schauspielerin, keine Regisseurin, bei einem Bodenturnen-Turnier, losgelöst vom Lärminferno der Brothers, wie auf einer eigenen Noise-Welle reitend. Ein besseres Musikvideo würde es bis zur Jahrtausendwende nicht geben, und der gesampelte Rapper Keith Murray singt dazu: „Who is dis doin’ this synthetic type of alpha beta psychedelic funkin’?“
Die Anniversary Edition fällt mit nur fünf Demos und Alternative Mixes etwas dünn aus. Etliche Remixes, etwa von den Dust Brothers oder Dave Clarke, sind ja auf dem Markt. Womöglich war das der Gedanke: Nur eigenes Material kommt auf das Reissue dieses Ungetüms, an das damals wenig heranreichte.