Josh Rouse
„Going Places“ – Heiterer Emigrant
Yep Roc (VÖ: 29.7.)
Auch sein neues Album mit Pop-Vignetten hat Josh Rouse in Spanien aufgenommen.
Der Platz, an den Josh Rouse vor einigen Jahren gegangen ist, heißt Spanien. Dort hat der Amerikaner aus Nebraska seit „El Turista“ (2010) in regelmäßigen Abständen einige Platten aufgenommen, und dort ist auch „Going Places“ entstanden. Während die Studios geschlossen waren und er nicht mit Musikern zusammenspielen konnte, schrieb er in seiner Wohnung neue Stücke. Und als er wieder andere Musiker treffen konnte, nahm er seine Songs und spielte sie sozusagen live in einer angemieteten Bar mit seiner Band.
Kurzgeschichten ohne Erdenschwere
Wäre es nicht so abgeschmackt, müsste man vom Mediterranen, vom Spontanen und Beschwingten schreiben, das die Lieder von Josh Rouse allerdings seit seinem ersten Album, „Dressed Up Like Nebraska“ von 1998, ausmacht. Anders als sein nebraskaischer Landsmann Conor Oberst lag nichts Neurotisches, nichts Bilderstürmerisches in seinen Songs, die sich dem Songwriting der 60er- und 70er-Jahre, dem Bossa nova, Paul Simon, Bill Withers und John Sebastian verdanken. Eine Platte heißt „1972“. Rouse zog nach Nashville und schrieb mit Kurt Wagner von Lambchop, und sein nächstes Album hieß „Nashville“, ohne im Mindesten eine Nashville-Country-Platte zu sein.
Während Wagner gemütlich-dräuend brummelt, hat Josh Rouse seinen Kopf in den Wolken. Über seinen Status als amerikanischer Emigrant macht sich Rouse ein wenig lustig, wenn er eine Platte, nämlich seine bisher letzte, „The Holiday Sounds Of Josh Rouse“ nennt. „Going Places“ ist mit leichter Hand um Jingle- Jangle- und Kirmesmelodien, Orgel und saftige Gitarren (und manchmal eine Slide Guitar, ein paar Bläser) entworfen. Vignetten wie „City Dog“, „Henry Miller’s Flat“ und „The Lone ly Postman“ sind Kurzgeschichten ohne Erdenschwere, und auch die Melancholie von „Hollow Moon“, „She’s In L.A.“ und „Indian Summer“ ist eine sogenannte schöne.
Wie ein Urlauber in Espadrilles
Am ehesten vergleichbar ist er vielleicht mit einem anderen amerikanischen Songschreiber, der nach Spanien flüchtete: mit Jackson Browne. Während Browne aber wieder in Kalifornien ist, spielt Rouse seine berückenden Popsongs tatsächlich wie ein Urlauber in Espadrilles. Und er zitiert spitzbübisch die Klassiker. Auf die amerikanische Literatur übertragen: Josh Rouse ist eher Stewart O’Nan als Cormac McCarthy.