NFT-Auktionsbetrug: Neue Vorwürfe gegen Fynn Kliemann
Nach Recherchen hat Fynn Kliemann bei einer NFT-Auktion gegen seine eigenen Auktionsbedingungen verstoßen. Nun drohen ihm Schadensersatzforderungen.
Nachdem Jan Böhmermann im „ZDF Magazin Royale“ unter anderem die dubiosen Maskengeschäfte von Fynn Kliemann aufgedeckt hatte, ist die Karriere des 34 -jährigen Musikers, YouTubers, Mediendesigners und Geschäftsmannes ganz schön ins Schlingern geraten. Nicht geholfen haben dürfte ihm ein am Sonntag (19. Juni) veröffentlichtes Video, in dem sich Fynn Kliemann mit hysterischer Stimme als Opfer einer Intrige und der „woken linken Szene“ inszeniert. Und auch, dass er nach nun veröffentlichten ARD-Recherchen bei der Auktion digitaler Kunstwerke zumindest grob gepfuscht – wenn nicht betrogen – hat, dürfte zusätzliches Benzin ins Feuer gießen.
Unstimmigkeiten bei NFT-Auktion
Konkret geht es um eine Auktion von sogenannten Non-Fungible Token (NFT) im März 2021. Die Idee der NFTs ist, dass ein bestimmter physischer oder digitaler Gegenstand von einer einzigartigen, nicht zerteilbaren Blockchain repräsentiert wird und so gehandelt werden kann. Fynn Kliemann schien im Frühjahr 2021 von dieser Idee begeistert und versteigerte 99 kurze Musikstücke als NFTs für insgesamt rund 215.000 Euro. Wie eine Recherche des Politik-Magazins „Kontraste“ nun aufdeckte, kam es dabei zu größeren Unstimmigkeiten.
So sollte die Auktion eigentlich um 20 Uhr am 7. März 2021 enden – so sahen es die von Kliemann aufgestellten Auktionsbedingungen vor. Um diese Uhrzeit hätte der aktuell Höchstbietende den Zuschlag erhalten müssen. In der Realität beendete Kliemann die Auktionen aber in einer Vielzahl der Fälle erst später, sodass in der Zwischenzeit weiter auf die NFTs geboten werden konnte. Den Zuschlag erhielt am Ende nicht derjenige, der zum eigentlich vorgesehenen Ende der Auktion das höchste Gebot abgegeben hatte, sondern derjenige, der zu dem zufälligen Zeitpunkt an dem Kliemann die Auktion beendete am meisten bot. Berechnungen von „Kontraste“ zufolge, soll Fynn Kliemann auf diese Weise seinen Umsatz bei der Auktion um zusätzliche 68.000 Euro gesteigert haben.
Fynn Kliemann: „Es tut mir leid“
Kliemann antwortete kurz nach der Auktion auf die E-Mail eines Bieters, der zum offiziellen Auktionsende um 20 Uhr das höchste Gebot für ein NFT abgeben hatte, es aber dennoch nicht bekommen hatte, wie folgt: „Es tut mir wirklich sehr leid. Du hast vollkommen recht.“ Auch in einem Blogbeitrag deutete Kliemann damals an, dass bei der Auktion nicht alles glatt gelaufen sei.
Der Anwalt von Fynn Kliemann antwortete auf Anfrage von „Kontraste“, dass Kliemann mit der Auktion Neuland betreten hätte und es zu unerwarteten Problemen gekommen sei. So hätte Kliemann geglaubt, dass er alle Auktionen auf einen Schlag um 20 Uhr hätte beenden können, obwohl er tatsächlich aber jede Auktion händisch beendigen musste.
Diejenigen Bieter, die zum eigentlich vorgesehenen Auktionsende das höchste Gebot hielten, das NFT aber dennoch nicht bekamen, haben nun Anspruch auf das NFT oder Schadensersatz. Dafür müssten sie allerdings selbst juristisch gegen den YouTuber vorgehen. Dessen Anwälte dürften bereits so gut ausgelastet sein – die Staatsanwaltschaft Stade hat kürzlich ein Verfahren gegen Kliemann eingeleitet.