Interpol
„The Other Side Of Make-Believe“
Matador/Beggars (VÖ: 15.7.)
Der Post-Punk-Soundtrack für unsichere Zeiten
Während am Himmel die Meteore vorbeisausen, sucht Paul Banks Halt in einem Lied: „It’s time we made something stable/ We’re in the sights of perfect danger“, klagt er in „Fables“ und nimmt später im hymnischen Refrain Abschied von der alten Welt, die ihre Werte verraten habe. Tatsächlich stemmt er sich nicht nur in diesem Song dem Zeitgeist entgegen, „The Other Side Of Make-Believe“, das siebte Interpol-Album, liefert den Post-Punk-Soundtrack für unsichere, unruhige Zeiten und versammelt in Songs, die intimer und verletzlicher klingen, als man es von dieser Band aus New York kennt, gute Vorsätze und düstere Prophezeiungen.
Nicht nur in den Texten herrscht allgemeine Aufregung
Schon im Song „Toni“, der das Album eröffnet, blickt Banks zu einem oszillierenden Klaviermotiv bang in die Zukunft, singt gegen den bedrohlichen Strudel an, in dem sich die Welt befindet: „The aim now is perfection always/ The aim now is fuckin’ leave it behind“, fordert er, bevor sich Gitarrist Daniel Kessler austoben darf. Nicht nur in den Texten herrscht allgemeine Aufregung. Zwar haben Interpol auch diesmal mit den mit knuffigen Gitarrenparts verzierten Nummern „Renegade Hearts“ und „Gran Hotel“ Songs im Repertoire, die schon beim ersten Anhören wie Indie-Rock-Klassiker klingen. Doch meist übersetzen sie die Nervosität des Zeitgeists in perfide verschobene Rhythmen, bei denen vor allem Drummer Sam Fogarino Höchstarbeit leistet und die Produzenten Flood und Alan Moulder das Beste aus dem Material herausholen.
„Into The Night“ ist so ein fieses, sperriges polyrhythmisches Ungetüm, bei dem die Gitarre gegen Bass und Schlagzeug anspielt und sich alle gemeinsam mit Banks’ Gesangslinie anlegen. Auch „Greenwich“ und „Go Easy (Palermo)“ klingen mit ihren stolpernden Rhythmusschichten eigentlich eher nach Progals nach Post-Rock. Und in „Something Changed“ blickt Banks zu einem zuckenden Beat mit einer Mischung aus Neugier und Panik wieder einmal in die Zukunft: „I want to see/ What kind of place they’d lay for me.“