Abba: Jetzt sprechen die Produzenten der „Voyage“-Megashow in London
Antwort auf die Kardinalfrage: Wie macht man Ü-70-Jährige zu sympathischen Hi-Tech-Gestalten um die 30?
Am 26. Mai ist es soweit. In einer eigens errichteten Showhalle im Olympischen Park des Londoner Stadtteils Stratham springen vier digitale Superstars aus dem Rechner. Die viel diskutierten Abbatare, mit denen ABBA sich auf der Bühne ewige Jugend verordnet haben.
Ein technisches Mega-Spektakel, bei dem sich über 70 Jahre alte Schweden zu mopsfidelen Youngsters um die 30 verwandeln werden. Die Gerüchte um den noch nicht sooo super laufenden Vorverkauf des Digital-Show-Marathons kontern die Veranstalter nun mit immer neuen Details aus dem ABBA-Maschinenraum.
In einem längeren Interview sprach das Tageszeitungs-Netzwerk „RND“ mit der isländischen Show-Produzentin Svana Gisla und Ludvig Andersson, dem jüngsten Sohn von Abba-Gründer Benny Andersson. Imposante Zahlen, wie eine Milliarde Stunden Rechnerzeit auf den Spezialcomputern der Kino-Großmeister Industrial Light & Magic, können bislang nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine „Gefahr der kalten Künstlichkeit“ droht. Es geht dabei also auch um Körpersprache, Mimik und möglichst gutsitzende Digi-Bühnenkluft des Italo-Labels Dolce & Gabbana.
Auf die Frage, wie man die in die Jahre gekommene Haptik der echten Mitglieder mit dem gewünschten Forever-Young-Gestus in Einklang bringt, verweist Produzentin Gisla im Interview auf einen Tech-Wizard namens Wayne McGregor. Dieser hätte die „DNA der Bewegung“ von einem echten auf einen virtuellen Körper übertragen.
„Der Link zwischen beiden war das ‚Gefäß‘ eines jüngeren Menschen, der die originalen Bewegungen für die jüngere digitale Kopie übersetzte. so Gisla. „Das war ein sehr langer, sehr komplexer Prozess. Wayne ist – ich verwende dieses Wort nicht oft – ein Genie.“
Streng abgeschirmte Vorabshows vor Testpublikum wäre bislang gut verlaufen: „Wir hatten zwei kleine Gruppen, denen wir die Show zeigten und die begeistert waren“. Man habe während der komplexen Umsetzung mehr und mehr Vertrauen für die eigenen Schnapsideen bekommen. Gleichwohl rechnet man auch mit enttäuschten Gesichtern. „So ist das Leben. Aber wir sind guter Dinge, dass die überwiegende Mehrheit einen wunderbaren Abend haben wird.“
Auf Nachfrage, ob die originalen Abba-Shows von 1979 ein kreatives Update erhalten hätten, stellte Ludvig Andersson klar: „Das ist keine Zeitkapsel und auch nicht nostalgisch verpackt. Sondern komplett jetzt, Abba 2022, in die Zukunft weisend. Wie Abba selbst, die in ihrer kurzen aktiven Karriere nie zurückgeblickt haben“.
Zum Abschluss hebt Gisla noch zu einer kleinen Ode auf die Menschlichkeit der Original-Band an: „Abba ist in meiner DNA“, sagt sie lachend. Sie habe in ihrer Karriere mit einigen der größten Popstars gearbeitet. „Abba stehen ganz an der Spitze dieser Menschen. Abba sind wunderbare Leute – sie sind vertrauensvoll, einbindend, respektvoll, inspirierend und immer noch in höchstem Maße kreativ. Ich bin ein Glückspilz.“