Arne Willander schaut fern: Appetit auf satte farben

Ein Besuch der Moderne-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Berlin: Meret Becker macht den „Museums-Check“ in der ARD.

Man könnte mal nachschauen, was in den Museen so los ist. Im letzten Jahr wurde die Neue Nationalgalerie in Berlin nach Renovierungsarbeiten wieder geöffnet. Gesprungene Fenster wurden ersetzt, eine Fußbodenheizung wurde installiert, eine Steckdose für LAN angeschlossen.

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Markus Brock ist der Museumsführer im „Museums-Check“. Er geht durch die Drehtür ins Foyer. „Und schon sind wir in den 60er-Jahren“, sagt er, weil die Neue Nationalgalerie 1968 eröffnet wurde. Ludwig Mies van der Rohe hat sie gebaut, und zwar nach Entwürfen, die er viele Jahre früher für die Zentrale des Rumfabrikanten Bacardi in Santiago de Cuba gezeichnet hatte.

Gemäldeschauen mit Meret Becker

„Bahnhofshalle“ hätten die Berliner das Foyer damals genannt. Jetzt sieht man die Arbeiten von Alexander Calder darin: monumentale Mobiles und Installationen. Meret Becker hat sich den Be-such der Ausstellung „Die Kunst der Gesellschaft“ gewünscht, eine Schau, die großzügig die Jahre 1900 bis 1945 betrachtet. Beckers Lieblingsgemälde ist Lotte Lasersteins „Abend über Potsdam“, ein Bild von 1930: Menschen auf einer Dachterrasse. „Das hat so eine Melancholie, etwas Resignatives, die sind gar nicht miteinander“, sagt Becker. Sie gehen durch den Saal, Menschen mit Masken verstecken sich hinter Vitrinen.

Becker sagt, dass die 20er-Jahre sie faszinieren, weil die Frauen sich die Haare abschnitten und rauchten und soffen. Man sieht die Filmaufnahme einer Frau mit kurzen Haaren, die eine Zigarette raucht. Meret Becker geht zu einem Bild von Ernst Ludwig Kirchner, es zeigt Kokotten. Becker sagt, dass es viele Begriffe für eine Sache in der deutschen Sprache gebe: „Hure, Kokotte, das sind so feine Unterschiede.“


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Jetzt kommen die Bilder von Kriegsversehrten und die Bonzenkarikaturen von Otto Dix und George Grosz. Ein Junge schaut ernst auf den Betrachter. „Ob er bösartig ist?“, fragt Becker. Dann steht sie vor „Sonja“ von Christian Schad, 1928. Becker fühlt sich an ihre Mutter erinnert – die schwarze Kleidung, das Rauchen. „Könnte auch ein Typ sein, so androgyn.“

Beim Farbauftrag eines anderen Porträts sagt sie: „Das möchte ich ablecken! Manchmal habe ich das Bedürfnis, Farben zu essen.“Die Mobiles im Foyer werden viermal am Tag von Mobile be-wegern angestoßen. Durch die riesigen Fenster fällt das Sonnen-licht. Es hätte die Zentrale von Bacardi sein können.

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