Frank Zappa
„The Mothers 1971“
Universal (VÖ: 1.4.)
Monumentales Konvolut des Jahreswerks
Jene Jahre scheinen unübersichtlich zu sein und von einem wüsten Schaffensdrang geprägt. Aber wenn man die Chronologie bedenkt, die schiere Anzahl von Platten und den Tourneekalender, dann erkennt man in Frank Zappa einen Künstler, der ähnlich besessen und entschlossen war wie der andere Gigant am Ende des Plattenregals, Neil Young. Mit den Mothers führte er 1971 das Sammelsurium weiter. Im Juni trat er im Fillmore East auf, wo Yoko Ono und John Lennon den Schreigesang „Scumbag“ aufführten, eine Inszenierung, die Zappa so gut gefiel, dass er sie gern in voller Länge auf die Live Platte genommen hätte – doch das Ehepaar, selbst überaus begeistert, veröffentlichte es auf „Some Time In New York City“.
Ähnlich besessen und entschlossen wie der andere Gigant am Ende des Plattenregals
Mit den Turtles-Sängern Howard Kaylan und Mark Volman inszenierte Zappa ein Potpourri des kreglen 60er-Jahre-Pop mit Trillerpfeifen und Fanfaren. Zappa war nun in Europa so beliebt, dass die Mothers im Winter 1971 zu einer Tournee aufbrachen. In Dänemark, Belgien, Österreich und Deutschland bestaunte man die Konzerte wie ein Zirkusspektakel (es gab auch entsprechende Ansagen mit Trommelwirbel). Im Casino in der Schweiz stürmten zwei Terroristen mit Brandsätzen die Bühne, woraufhin das Etablissement ausbrannte.
Schlimmer noch kam es im Rainbow Theatre in London, wo Zappa bei einer Zugabe von einem Zuschauer von der Bühne gestoßen wurde. Kopf und Wirbelsäule wurden verletzt, ein Arm war gebrochen, und spätere Rückenschmerzen gingen auf diesen Sturz zurück. Zappa wurde in die USA gebracht und brauchte beinahe ein Jahr, um sich von den Verletzungen zu erholen. Volman und Kaylan waren weitergezogen, auch Ian Underwood ging seiner Wege. „The Mothers 1971“, neu gemischt, geschnitten und gemastert, enthält auf acht CDs das Werk dieses Jahres – vielleicht das beste Zappa-Jahr überhaupt. „Fillmore East – June 1971“ erscheint als Remaster mit Bonus-Tracks, „Rainbow Theatre“ auf drei LPs.