Pete Townshend über einen Rat, den er Eddie Vedder nach dem Roskilde-Unglück gab
„Als es zum Vorfall in Roskilde kam, habe ich Eddie eine Nachricht mit zwei Worten geschrieben: ‚Geht nicht‘ und dann sind sie geblieben. Und ich glaube es war sehr wichtig, dass sie das taten“.
Pete Townshend hat einen guten Rat gesprochen, den er Eddie Vedder gab, nachdem neun Fans im Jahr 2000 bei einem Auftritt von Pearl Jam ums Leben gekommen sind. Denn der Vorfall erinnerte den Musiker an ein ähnliches Unglück während seiner eigenen Karriere.
Pearl Jam standen auf der Bühne des Roskilde-Festivals in Dänemark, als es zu einem großen Gedränge kam. In Folge dessen verstarben neun Männer im Alter von 17 bis 26 Jahren. Weitere 26 Fans wurden verletzt. Es war ein Moment, der Townshend an einen ähnlichen Vorfall in seiner Karriere zurück denken ließ. Bei einem Konzert von The Who am 3. Dezember 1979 in Cincinnati kamen elf Menschen ums Leben und weitere acht wurden schwer verletzt.
„Der Vorfall lag sehr nah am Tod von Keith Moon“, erzählt Townshend. „Es war ein doppelter Schlag. Es ging mir definitiv sehr schlecht. Als es zum Vorfall in Roskilde kam, habe ich Eddie eine Nachricht mit zwei Worten geschrieben: ‚Geht nicht‘ und dann sind sie geblieben. Und ich glaube es war sehr wichtig, dass sie das taten“. Denn es sei maßgebend nach einem Unglück vor Ort zu bleiben, um mit den verbliebenen Opfern zu reden und gemeinsam negative Emotionen zu verarbeiten.
„Wir hätten nicht auftreten sollen“
Allerdings müsse man den richtigen Zeitpunk für das nächsten Gig finden. Der Sänger ergänzt: „Als wir [aus Cincinnati] abgereist sind, sind wir schon am folgenden Tag nach Buffalo weiter gefahren. Und dort gingen wir auf die Bühne und ich erinnere mich, dass Roger [Daltrey] sagte – und ich muss klar machen, dass ich zu der Zeit hundertprozentig hinter Rogers Aussage stand – ‚Lass uns diesen Gig für Rock’n’Roll and die Kids von Cincinnati spielen!‘ Es war total unangebracht. Ich meine, einfach falsch. […] Wir hätten nicht auftreten sollen“.
Townshend meint außerdem, dass beide Bands infolge dessen „eine befleckte Flagge trugen“ und erklärt: „Ich war so ein Fahnenschwinger für den Rock’n’Roll-Ethos. Ich dachte, dass etwas Magisches passiert, wenn großartige Musik vor Publikum gespielt wird. Und ich denke, das kann noch immer geschehen. Aber ich glaube, ich habe es vielleicht zu sehr übertrieben. Und als der Moment kam, in dem alles schief gelaufen ist, beobachtet man das Geschehen und fragt sich: ‚Ist das unsere Schuld?‘ Und obwohl man nicht für den Rest seines Lebens damit leben möchte, muss die Antwort ja sein. Eine andere Antwort kann es nicht geben. Ob sich diese Verantwortung auf riesige Versicherungsklagen erstreckt oder nicht, ist eine andere Geschichte“.
„Die emotionale Nachwirkung wird von jedem Menschen anders empfunden“
Der Musiker fährt fort: „Aber die emotionale Nachwirkung wird von jedem Menschen anders empfunden. Ich denke, ich persönlich habe den Vorfall für eine lange Zeit begraben. Ich kann nicht sehr gut mit Trauer und Drama umgehen. Stattdessen neige ich dazu, meine Gefühle zu internalisieren, und sie tauchen später wieder auf. Tatsächlich haben Eddie und ich seitdem auch nie wieder darüber gesprochen“.
Abschließend fügt Townshend hinzu: „Wenn wir nächstes Jahr nach Amerika zurückkehren, und ich denke, das werden wir, machen wir eine wirklich große Veranstaltung für eine Stiftung in Cincinnati. Es hat lange gedauert, bis wir [den Vorfall] weit genug verarbeitet haben, um öffentlich darüber sprechen zu können“.