Schweinshaxe und Schaumbad: Wie Queen in München ihre Freiheit genossen
Über eine prägende Zeit im Leben der britischen Band
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Zwischen 1979 und 1985 zog es Queen für Studiosession nach München, Freddie Mercury verlagerte sogar zeitweise seinen Lebensmittelpunkt an die Isar. Brian May erinnert sich: „Wir haben nicht auf die Landkarte geschaut und gesagt: Oh, wir müssen jetzt mal dringend nach München! Wir haben uns nicht nach Orten, sondern nach Leuten umgesehen. So kamen wir auf Reinhold Mack, der damals ei- nige unserer Lieblingsplatten produziert oder als Toningenieur betreut hatte, insbesondere ‚Out Of The Blue‘ von ELO. Ein wunderbar klassisches Beispiel einer brillanten Produktion! Wir sind also nach München gereist, um Reinhold Mack zu treffen. Wir hatten zuvor mit ihm telefoniert, und er war von der Idee, mit uns zu arbeiten, sehr angetan. Da war eine gegenseitige Begeisterung. Und so fanden wir uns in den Musicland Studios im Souterrain des riesigen Arabella-Hochhauses wieder.“
Die Kelleratmosphäre war etwas seltsam, aber geschichtsträchtig: Auch andere weltbekannte Rock- bands nahmen in dem Anfang der 70er-Jahre von Giorgio Moroder gegründeten Tonstudio Platten auf, unter anderem die Rolling Stones, Led Zeppelin, Deep Purple, Uriah Heep, T. Rex und The Sweet. Einige Aufnahmen zu Iggy Pops Solodebüt, „The Idiot“ (1977), produziert von David Bowie, haben dort ebenfalls stattgefunden. Und Elton John spielte in den Musicland Studios sein Disco-Album „Victim Of Love“ (1979) ein. Die Scorpions, Marius Müller-Westernhagen, BAP und sogar Udo Jürgens – sie alle waren dort. Die Option, in dem 23-stöckigen Gebäude auch zu logieren, im Arabella Hotel Bogenhausen, war ein großes Plus. Mercury stieg allerdings lieber im Bayerischen Hof oder im Hilton am Tucherpark ab, wo er im Juni 1979 in der schaumgekrönten Badewanne der 160 Quadratmeter großen Präsidentensuite innerhalb von zehn Minuten den Nummer-eins-Hit „Crazy Little Thing Called Love“ schrieb. Er dachte dabei an Elvis Presley, den er genauso verehrte wie Jimi Hendrix.
Das Münchener Nachtleben war auch nicht zu verachten: Mercury genoss die Freiheit, unbehelligt in den Clubs und Bars der Stadt feiern zu können, was in London für ihn schon lange nicht mehr möglich war. Die ausschweifende Kostümparty zu seinem 39. Geburtstag im Travestielokal Old Mrs. Henderson in der Rumfordstraße 2 wurde für das Video zu seiner Solosingle „Living On My Own“ (1985) gefilmt.
Schweinshaxenfan Freddie war Stammgast im Traditionsgasthof Deutsche Eiche in der Reichenbachstraße 13, und in den Credits zu „The Game“ (1980) bedankten Queen sich sogar bei den „people of Munich“. In der zweiten Hälfte der 80er-Jahre wurde das Münchener U-Bahn-Netz bis zum Arabella-Park ausgebaut, der U-Bahn-Lärm machte einen weiteren Studiobetrieb unmöglich. Die Musicland Studios wurden aufgelöst. Seit 2020 gibt es in München eine Freddie-Mercury-Straße – die sich allerdings nicht in Mercurys einstigem Revier, dem Glockenbachviertel, befindet, sondern im Kreativquartier an der Dachauer Straße im Stadtteil Neuhausen-Nymphenburg.