Preis für Popkultur: „Deshalb: Danke, Antifa!“
Danger Dan war der große Gewinner des Abends – aber auch Die Ärzte, Mine, Giant Rooks und die No Angels wurden ausgezeichnet.
Lieblingslied, Lieblingsalbum, Lieblingskünstler: Danger Dan. Der große Gewinner des Abends wird gleich dreimal auf die Bühne gebeten, um den Preis für Popkultur entgegenzunehmen. Dan gibt sich bescheiden, am Mittwoch im Tipi am Kanzleramt, bezeichnet seinen Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ als „Deutsch-LK“ und wehrt sich gegen die Annahme, er sage in seinem gefeierten Protestsong etwas Neues. Er greife doch nur Dinge auf, über die Antifa-Aktivist*innen seit Jahren sprechen. „Deshalb: Danke, Antifa!“ Später, beim zweiten Preis, dankt er seinem Bruder, und noch einmal später, beim dritten Preis, dankt er niemandem mehr: „Ich bin viel zu aufgeregt, weil die No Angels sind hier.“
Sie sind hier, weil sie den Preis für das Lebenswerk bekommen. Soll niemand denken, hier werde nur ernste Indie-Kultur gewürdigt. Die Teenager von der Jahrtausendwende sind jetzt wählende Mitglieder des Vereins zur Förderung der Popkultur, der den Preis vergibt, und sie zeichnen die Gewinnerinnen der ersten „Popstars“-Staffel nicht zuletzt für die Selbstverständlichkeit aus, mit der sie Diversität im Mainstream verkörpert haben. „Wir sind sehr glücklich“, sagt Lucy beim Entgegennehmen des Preises, „die Gelegenheit gehabt zu haben, einen bunteren Weg zu bereiten.“
Die neben Danger Dan einzige Mehrfachgewinnerin des Abends ist Mine, die als Lieblingskünstlerin und für das Lieblingsvideo ausgezeichnet wurde. „Ich hätte ja für Nura gestimmt“, sagt sie. Aber sie freut sich trotzdem. Zehn Jahre arbeite sie schon als Musikerin –„und ich hab immer noch Bock!“ Die Sängerin hat kürzlich Zwillinge bekommen, deswegen: „Trinkt einen für mich mit!“
Zu den wohl überraschendsten Gewinnern zählen Die Ärzte, die zur Lieblingsband gekürt wurden, sich den Preis – so viel Gegenwärtigkeit muss sein – aber mit der jungen Band Giant Rooks teilen. Als Spannendste Idee/Kampagne wurde #deutschrapmetoo ausgezeichnet, und als Schönste Geschichte, die Bedeutung des Wortes „schön“ maximal dehnend, der Podcast „Cui Bono – WTF Happened to Ken Jebsen?“ Die vollständige Liste der Gewinner*innen findet sich hier.
Der 2016 etablierte Preis ist ausdrücklich kein kommerzieller Preis, wie der ECHO einer war, sondern will Qualität und Originalität auszeichnen, will auch Künstler*innen einen Publicity-Boost geben, die vielleicht noch nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit standen. In den letzten Jahren wurde der Preis an Acts wie Feine Sahne Fischfilet verliehen, an Alice Merton, Kat Frankie, Drangsal oder Sam Vance-Law. Die Jury besteht aus den rund 800 Mitgliedern des Vereins zur Förderung der Popkultur, aus Popkulturschaffenden aus allen Bereichen, Musikerinnen, Promotern, Journalisten, Clubbesitzerinnen.