ROLLING STONE stellt Annalena Baerbock (Die Grünen) 10 Pop-Fragen
Der ROLLING STONE hat den Spitzenkandidat*innen der großen Parteien zehn Fragen zum Pop gestellt
1. Was war Ihre erste selbst gekaufte Platte?
Es war tatsächlich noch eine Kassette, aber als ich Kind war, kamen dann ja auch schon CDs. Ich glaube, es war Roxette oder die Toten Hosen.
2. Haben Sie ein absolutes Lieblingsalbum, zu dem Sie immer wieder zurückkehren?
„Wish You Were Here“ von Pink Floyd.
3. Welches Album haben Sie sich zuletzt gekauft, in welchem Konzert waren Sie zuletzt?
Oh weh, wegen Corona schon lange her. Wahrscheinlich das Weihnachtskonzert des Chores meiner Tochter 2019.
4. Bei welcher Musik sagen Sie Ihren Kindern oder Eltern, dass sie das bitte leiser drehen sollen?
Bibi & Tina.
5. Waren Sie mal Teil einer Subkultur oder Protestbewegung? Wenn ja, welcher?
Wenn Demos also Protestkultur durchgehen: viele. Subkultur: keine.
6. Wenn Ihre Partei eine Band wäre, was wären Sie dann: Schlagzeuger, Basser, Keyboarder, Gitarrist, Leadsänger? (Bitte ein Begründungssatz.)
Wenn klangvolles Singen kein Kriterium ist, dann wäre ich die Leadsängerin, aber mit Rhythmusgitarre. Es geht ja nicht nur darum, zu führen – man muss auch unterstützen können, damit es harmonisch ist. Außerdem macht es so mehr Spaß.
7. Welcher Songtext oder Satz aus einem Song könnte ein guter Slogan für Ihren Wahlkampf sein?
„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist/ Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“ (Die Ärzte: „Deine Schuld“).
8. Was ist die wichtigste kulturpolitische Maßnahme nach der Pandemie?
Gerade in Kultur zu investieren und nicht ausgerechnet hier zu sparen. Die Haltung während der Pandemie, Kunst und Kultur seien nicht existenziell für eine Gesellschaft, darf sich nicht verfestigen. Wir wollen die vielen freischaffenden Künstlerinnen und Künstler stärker unterstützen und Kultur als Staatsziel im Grundgesetz verankern.
9. Was sind die drei drängendsten Probleme der Kulturpolitik?
Es kann nicht sein, dass sich in einem der reichsten Länder der Erde zum Beispiel Musiklehrer*innen an Volkshochschulen und freie Künstler*innen in kleinen Theatern, die Wichtiges für die Gesellschaft leisten, kaum über Wasser halten können, insbesondere wenn sie noch Kinder haben. Wir müssen wegkommen von der „Projekteritis“ und mehr langfristige Planungssicherheit schaffen. Und es braucht für Kulturschaffende eine bessere soziale Absicherung. Kulturelle Einrichtungen und Kulturförderung sollten alle erreichen, nicht nur einen bestimmten Teil der Bevölkerung. Gerade für Kinder und Jugendliche können sich da ganz neue Welten eröffnen, die sie von zu Hause womöglich nicht kennen. Und wir sollten die Erinnerungskultur öffnen und stärken. Sie verändert sich, wenn immer weniger Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten und sich die Gesellschaft durch Einwanderung verändert. Erinnern heißt, nicht zu vergessen. Erinnern heißt Gemeinsamkeit. Es gehört zu Demokratie und Zusammenhalt dazu. Damit trägt Erinnerungskultur auch dazu bei, die Freiheit der Kultur zu schützen.
10. Sollte Popkultur wie Theater und klassische Musik stärker gefördert werden?
Zeitgenössische Popkultur hat eine herausragende Bedeutung für unser kulturelles Leben. Musikstile wie Indie, House oder Rap sind, ob kommerziell erfolgreich oder nicht, Labore unserer Musikkultur. Popkultur hat deshalb eine gesamtstaatliche Bedeutung für unser Land und ist somit förderungswürdig – auch auf Bundesebene. Überhaupt sind Kulturpolitiker*innen gut beraten, Formen von Kultur nicht „vorzuschreiben“, sondern Vielfalt und künstlerische Freiheit zu ermöglichen. Das heißt gleichberechtigt zu fördern, damit im gesellschaftlichen Wandel auch neue kulturelle Ausdrucksweisen entstehen können.