RATM, Roger Waters, Patti Smith und Julian Casablancas rufen zu Israel-Kulturboykott auf
Eine Gruppe von 600 teils prominenten Musikern fordert in einem offenen Brief Kollegen zu Solidarität mit dem palästinensischen Volk auf – und dazu, vorerst nicht mehr in Israel aufzutreten.
Im Rahmen des wiederaufgeflammten Nahost-Konflikts stellen sich viele prominenter Musiker auf die Seite der Palästinenser — und fordern in einem offenen Brief unter dem Motto „Musicians for Palestine“ dazu auf, keine Konzerte in Israel beziehungsweise israelischen Kultureinrichtungen zu spielen, bis es ein „freies Palästina“ gibt.
Prominente Unterzeichner
Unterzeichnet haben den Brief neben Roger Waters, Rage Against The Machine und Serj Tankian auch Patti Smith, The-Strokes-Sänger Julian Casablancas, Black Thought und Questlove von The Roots, Thurston Moore, Cypress Hill und Talib Kweli. Insgesamt haben 600 Künstler unterschrieben.
„Schweigen ist keine Option“
„Als Musiker können wir nicht still sein. Heute ist es wichtig, dass wir an der Seite Palästinas stehen. Wir rufen unsere Musikerkollegen auf, öffentlich ihre Solidarität mit dem palästinensischen Volk zu bekunden“, heißt es darin
Die Unterzeichner werfen den Israelis „Kriegsverbrechen“, „Aparteid“ und „koloniale Enteignung“ vor, und schreiben: „Heute erheben wir unsere Stimmen gemeinsam und fordern Gerechtigkeit, Würde und das Recht auf Selbstbestimmung für das palästinensische Volk und alle, die gegen koloniale Enteignung und Gewalt auf dem ganzen Planeten kämpfen.“
Am Ende der Appell: „Wir rufen Sie dazu auf, sich uns mit Ihrem Namen anzuschließen, indem Sie sich weigern, in Israels Mitschuld tragenden Kultureinrichtungen aufzutreten, und indem Sie fest zu Ihrer Unterstützung des palästinensischen Volkes und seines Menschenrechts auf Souveränität und Freiheit stehen.“
Der Konflikt
Seit der angeordneten Zwangsräumung palästinensischer Häuser in Ost-Jerusalem durch die israelische Regierung am 10. Mai kommt es zwischen Israel und Palästina vermehrt zu Gewaltausschreitungen. Beide Seiten beschießen sich, auf beiden Seiten gib es Tote und Verletzte.
Aufgrund der drohenden Zwangsräumungen palästinensischer Häuser durch die israelische Regierung begannen sich die Spannungen jüngst zu akkumulieren. Die gesetzliche Grundlage, auf die Israel sich beruft: Häuser des besetzten Ost-Jerusalems, die vor 1948 in jüdischem Besitz waren, sollen rechtmäßig von den Familien zurückgefordert werden können.
Dies führte zu angekündigten Zwangsräumungen im Viertel Sheikh Jahrrah, denen sich palästinensische Familien ausgesetzt sahen. Die palästinensische Bevölkerung reagierte daraufhin zunächst mit Protesten, dann setzte sich schnell eine Gewaltspirale in Gang.
Der 1o. Mai ist ein historisch besonders spannungsbeladener Tag für die israelische und palästinensische Bevölkerung. 1967 wurde an eben jenem Tag Ost-Jerusalem im Zuge des Sechstagekriegs von Israel annektiert. Im Viertel liegt unter anderem der Tempelberg — auf arabisch „Haram al-Scharif“, der eine religiös bedeutende Position sowohl für die jüdische als auch die muslimische Bevölkerung innehat.