Die besten deutschen Songs aller Zeiten: BAP – „Ens em Vertraue“
Man kann das den jungen Menschen heute kaum noch vermitteln, aber in den frühen Achtzigern waren BAP Popstars von schier unfasslicher Größe.
Im Sommer 1982 rangierte die Band mit zwei Alben gleichzeitig auf den ersten Charts-Plätzen, Nachrichtenmagazine berichteten, und Wolfgang Niedecken war mit seiner fiebrigen, aber auch ungemein nahbaren Art der coole Posterboy der Friedensbewegung, was ihn indes bald verdross.
Der springsteeneske hemdsärmelige Rock war freilich nicht der Hauptgrund für den Erfolg. Es waren Niedeckens Charisma und seine Texte, die – von dem Kölschen Dialekt ganz abgesehen – eine Sprache kultivierten, die man so im hiesigen Pop bislang nicht gekannt hatte.
Niedecken schrieb damals weder nonchalante Witz-Lieder (wie Lindenberg), noch berufsbetroffene Agitationslyrik: In seinen besten Songs gelangen ihm präzise Milieustudien („Jojo“), zerschmetterte Liebeslieder („Alexandra, nit nur do“) und – immer wieder – zerknirschte Auseinandersetzungen mit der Wahrnehmung seiner öffentlichen Person („Hundertmohl“).
Sicher, die meisten erinnern sich an „Verdamp lang her“, das es trotz seines todtraurigen, zweifelnden Textes fast zum Ballermann-Hit brachte.
„Fuck Off“ in Richtung aller unterhaltungsgeilen Mitklatscher
Ziemlich einmalig in BAPs Œuvre ist der wenig gepriesene Song „ Ens em Vertraue“ vom Album „Für usszeschnigge!“. Musikalisch eine Variante von Dylans „Rainy Day Women #12 & 35“, ist das Lied eine angetrunkene Absage an Vereinnahmungen jeglicher Art, ein „Fuck Off“ in Richtung aller alternativen Bedenkenträger, medialen Schulterklopfer und unterhaltungsgeilen Mitklatscher.
Mithin also ein Song, der viel über das alternative Milieu der frühen Achtziger erzählt, dem BAP entstammten und von dem sie sich immer wieder abzugrenzen versuchten.
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- Tokio Hotel – „Gegen meinen Willen“
- Die Ärzte – „Westerland“
- Sido – „Mein Block“
- Extrabreit – „Polizisten“
- Rio Reiser – „König von Deutschland“
- Konstantin Wecker – „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“
Es gibt heute, von Thees Uhlmann abgesehen, kaum jemanden im deutschen Post-Indie-Rock, der sich öffentlich auf Niedecken bezieht. Kommt vielleicht wieder.