U2: The Edge über die Trennung von Bono – und die Herausforderungen moderner Technik
Der U2-Gitarrist The Edge und Frontmann Bono hatten sich entschieden, getrennte Wege zu gehen – zumindest für eine Zeit. Warum diese Trennung mit verschiedenen Herausforderungen verbunden war und wie es überhaupt dazu gekommen ist, erzählte The Edge nun in einem Radio-Interview.
Am vergangenen Donnerstag (10. September) war U2-Mitglied The Edge zu Gast beim britischen Radiosender BBC Radio 2. In dem Interview sprach er über den Lockdown, tückische Zoom-Unterhaltungen und eine bestimmte Entscheidung, die er zu Beginn der Pandemie treffen musste.
Die Entscheidung: Liebe in Kalifornien vs. Arbeit in Dublin?
Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie lief die Zusammenarbeit noch richtig gut. Da hatten die Musiker, wie Edge sagt, nämlich noch an neuen Projekten gearbeitet. Der Lockdown kam also zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Im Gespräch mit Jo Whiley auf „BBC Radio 2“ erzählt der Gitarrist: „Ich habe tatsächlich mit Bono an einigen neuen Songs gearbeitet“. Doch dann habe er sich plötzlich entscheiden müssen, wo er sein Quarantäne-Nest eröffnet. „Ich stand vor der Wahl, ob ich in Dublin bleibe oder nach Kalifornien gehe, wo meine Frau war.“ Er entschied sich für seine Frau – und darüber ist er im Nachhinein ziemlich glücklich: „Meiner Meinung nach war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, zu meiner Frau zu gehen, denn keine zwei Tage später wurden alle Flüge nach Amerika eingestellt.“
Die Entlarvung des angeblichen „Technik-Genies“
Dieser Schritt bedeutete jedoch, dass ihn und Bono nun eine lange Flugstrecke voneinander trennten. Trotzdem versuchten die beiden, Kontakt zu halten. Dafür griffen die Musiker, wie viele andere in der Zeit, auf den Videochat-Dienst „Zoom“ zurück. Tatsächlich lief das aber nicht ganz so reibungslos wie geplant. Zu Beginn war es insbesondere für The Edge eine Herausforderung, mit der neuen Technik umzugehen. Zwar erzählt der 59-Jährige: „Ich bin als Technologie-Genie bekannt!“ Doch er gesteht auch: „Das liegt im Grunde aber nur daran, dass ich weiß, wie man den Drucker repariert. Das ist ungefähr das Ausmaß meiner technologischen Fähigkeiten.“ Gerade in Vergleich mit den anderen Band-Mitgliedern fühlt der Gitarrist sich wie ein richtiger Technik-Dilettant. „Zu sagen, dass mich das auf eine ganz andere Ebene bringt als alle anderen in der Band, sollte erklären, womit du es zu tun hast“, behauptet er und fasst zusammen: „Darum war es manchmal echt eine Herausforderung.“
The Edge als körperlose Stimme: Schüchtern und geheimnisvoll?
Dazu hat The Edge sogar noch eine lustige Geschichte parat. In einem Zoom-Gespräch versuchte der Rocker, eine visuelle Präsentation zu zeigen. Während des Gesprächs war er noch der Ansicht, dass alles reibungslos verlaufe. Die Überraschung kam danach: „Erst nachdem ich den Anruf beendet hatte, wurde mir klar, dass ich das Video nicht angeschaltet hatte, so dass niemand etwas sah“, sagte er und fügte hinzu: „Alle waren also zu höflich, um mir zu sagen, dass ich nur eine körperlose Stimme war und sie absolut nichts sehen konnten …niemand hielt mich auf, sie dachten alle, ich sei wirklich schüchtern oder geheimnisvoll und was auch immer!“
Zum Glück sind schüchtern und geheimnisvoll nicht die schlechtesten Attribute, die jemandem unterstellt werden können. Anfang Mai ist The Edge dann übrigens wieder zurück nach Dublin geflogen, um weiter an den Songs zu arbeiten. Am 30. Oktober erscheint aber zunächst einmal das Reissue des 2000er-Albums „All That You Can’t Leave Behind“.