Deshalb schreibt Nick Cave keine politischen Protest-Songs
Gedanken über Trump, Klimawandel und Gender-Fragen wird man auch in Zukunft von Nick Cave nicht hören, wenn er zu singen anfängt. Das hat auch mit dem Prozess zu tun, wie der Australier Lieder schreibt.
Politische Lieder gehören einfach einfach nicht zur DNA von Nick Cave. Das bestätigte der Musiker in einem Eintrag in seinem Blog „Red Hand Files“ und gab zugleich eine wohlüberlegte Antwort auf die von einem Fan gestellte Frage, warum er nicht mehr solcher Themen in seinen Liedern verhandele.
Der australische Sänger, Bandleader und Kotztütenlyrikschreiber weiß mit Worten umzugehen. Vielleicht ist er einer der letzten großen Geschichtenerzähler der Rockmusik alten Schlags. Doch seine Liedkunst entsteht fast vollkommen frei – oder wie Cave es sagt, „wie von selbst“.
Seine Songs „werden schrittweise, auf kleinstem Raum konstruiert, wobei sich die größere Bedeutung erst im Nachhinein offenbart“. Cave weiter über sein das Schreiben seiner Stücke: „Sie sind oft schlüpfrige, amorphe Dinge, mit unklaren Bahnen – positionslose Versuche, die Geheimnisse des Herzens zu verstehen.“
Keine Neigung zu Protestliedern – weil vieles „moralisch offensichtlich“ ist
Natürlich könnte sich dazu durchringen, einen Protestsong zu schreiben, gesteht Cave – „aber ich denke, ich würde mich am Ende dabei kompromittiert fühlen, nicht weil es Dinge gibt, gegen die ich nicht grundsätzlich bin – es gibt sie –, sondern weil ich meine Talente einsetzen würde, um mit etwas umzugehen, das ich für moralisch offensichtlich halte“.
Mit anderen Worten, solange man Nick Cave nicht dazu zwingt (und wer wollte das tun?), wird es von ihm keine politischen Songs zu hören geben. „Persönlich“, so schloss er das Statement, „habe ich wenig Neigung, das zu tun. Es ist einfach nicht das, was ich mache.“
Die Privatperson Nick Cave handelt, wie wir wissen, aber durchaus politisch. So bemerkte der 62-Jährige nach Kritik an ihm wegen zwei Konzerten in Israel, dass er den Kulturboykott des Landes, initiiert von der BDS-Bewegung, für „feige und beschämend“ halte.
Später stellte er auch eine E-Mail an Brian Eno (der gemeinsam mit anderen Künstlern öffentlich zum Israel-Boykott aufrief) online, in der er mitteilte: „Ich unterstütze die gegenwärtige Regierung in Israel nicht, akzeptiere aber auch nicht, dass meine Entscheidung, in diesem Land zu spielen, irgendeine Art stillschweigende Unterstützung der Politik dieser Regierung darstellt.“