Joy Division wären ohne ihre Heimat Manchester kaum denkbar gewesen
Ein neues Buch von Jon Savage („Sengendes Licht, die Sonne und alles andere“) liefert eine etwas andere Geschichte von Joy Division. Ein musikalischer Detektivroman in Interviewausschnitten.
Joy Division wären ohne ihre Heimatstadt Manchester kaum denkbar gewesen. Das konzedieren nicht der Pop-Journalist und Punk-Philosoph Jon Savage, sondern all jene, die in einer Verbindung zur Band standen.
Natürlich sind das Bernard Sumner, Peter Hook und Stephen Morris. Aber auch Deborah, die Ehefrau von Ian Curtis; Tony Wilson, der Chef von Factory Records und des Clubs Hacienda, der Joy Division schnell über die Stadt hinaus bekannt machte; und Peter Saville, der das ikonische Cover von „Unknown Pleasures“ gestaltete.
Chronologisches Tableau mit erschütternden Details
Insgesamt 40 Personen interviewte Savage für seine Oral History, das meiste Material ist Ausschuss, der produziert wurde, als er 2008 die Vorlage für eine Fimdokumentation über die Kultband des britischen Post-Punk lieferte. Savage enthält sich jeder Interpretation über die Entwicklung und den späteren Ruhm der Gruppe, die nach Curtis’ Freitod mit musikhistorisch einzigartigem Feingefühl zu New Order transzendierte.
Stattdessen montiert er Zitate der Protagonisten, sodass sich ein chronologisches Tableau entwickelt, das Widersprüche lebendig einwebt, zugleich fast schon wie Detektivarbeit anmutet. Der Titel des Buchs deutet an, dass es gerade nicht darum geht, das tragische Ableben des Sängers, dessen Erkrankung und die Folgen für sein Leben hier mit so bisher kaum bekannten, erschütternden Details geschildert werden, in den Mittelpunkt zu rücken.
Vielmehr überwiegt das Bild einer nicht ganz so verschworenen, aber selbstbewussten Gemeinschaft junger Künstler, die ihre Musik einer Arbeiter- und Industriestadt abrangen, die aufgrund ihrer Schäbigkeit den idealen Nährboden abgab für die Produktion der Schwarz-Weiß-Sounds von Joy Division.