Rolling Stones: Jagger und Richards über ein neues Album
Mick Jagger und Keith Richards erzählen, wieso es seit 15 Jahren kein neues Stones-Album gibt – und wie es für die Band nach Corona weitergehen könnte
Lange ist es her, seit die Rolling Stones ein Album mit eigenen Songs veröffentlicht haben – um genau zu sein 15 Jahre, damals erschien „A Bigger Bang“. In einem neuen Interview sprachen Mick Jagger und Keith Richards, was es mit dieser langen Wartezeit auf sich hat, wie es für die Stones weiter geht zu Corona-Zeiten, über den neuen Song „Living in a Ghost Town“ – und über ihr sich stets veränderndes Arbeitsverhältnis zueinander.
„Ja, es ist tatsächlich lange her,“ sagt Jagger im Gespräch mit Zane Lowe und „Apple Music“ und beginnt von den Schwierigkeiten zu erzählen die eine lange kreative Pause typischerweise mit sich bringt. „Ich glaube, ein Problem, mit dem ich persönlich kämpfe, ist, dass man nach einer so langen Zeit nicht mehr nur ein richtig gutes Album produzieren will, sondern ein großartiges, weißt du? Ich bin in dieser Hinsicht ziemlich hart zu mir selbst. Wenn ich an etwas alleine schreibe oder an etwas gemeinsam mit Keith Richards arbeite, dann muss es großartig werden. Es kann nicht nur gut sein.“ Nichtsdestotrotz soll noch mehr neue Musik im Anmarsch sein – so viel ist laut Richards sicher: „Ich verspreche euch, es wird noch mehr kommen“.
Neue Songs im Anmarsch
Auch, wenn also seit über einem Jahrzehnt kein neues Stones-Album das Licht der Welt erblickt hat, so bedeutet das nicht, dass nicht an neuer Musik geschrieben wurde. Ganz im Gegenteil, der Arbeitsprozess sei angeschoben, auch in der Coronakrise. Jagger: „Ich habe einige aufgezeichnete Tracks, die ich abschließen möchte. Das kann ich von zu Hause aus tun. Ich kann hier drinnen immer arbeiten und kann auch mit anderen Bandmitgliedern zusammenarbeiten und Dinge abschließen, die sich auf halbem Wege befinden.“ Demnach soll die Heimquarantäne die Band kein Hindernis gewesen sein: „Wenn wir nicht alle zusammenkommen können, dann schicken wir uns Teile und arbeiten separat entweder zu Hause oder im Studio daran.“
Nicht das erste Mal getrennt
Obwohl Jagger meint, dass es „keinen Ersatz für das Zusammensein“ gäbe, ist es längst nicht das erste Mal für die Stones, dass sie getrennt voneinander Musik schreiben mussten. Richards erinnert sich an die Anfänge der Band vor über 50 Jahren, als das Duo das erste Mal lernte mit einer gewissen Distanz zueinander umzugehen: „Als Mick und ich in den 1960er Jahren angefangen haben zusammen Songs zu schreiben, teilten wir uns noch dieselbe Wohnung. Nach ‚Exile on Main Street‘ verbannte sich die Band dann ins Exil. Und so brauchten Mick und ich eine Weile, um eine neue Art des Schreibens zu entwickeln, während wir eigentlich nicht zusammen waren. Damals konnte ich einfach an Micks Tür klopfen und sagen: ‚Hey, ich habe eine Idee‘, und wir arbeiteten sie aus.“
Was die Zeit nach Corona für die Stones bereit hält, kann Jagger noch nicht mit kompletter Gewissheit sagen: „Ich bin mir sicher, dass es nicht ewig so weiter gehen wird, dass wir uns nicht in Person treffen oder gemeinsam Musik machen dürfen. Was Konzerte betrifft, können wir nur Vermutungen anstellen. (…) Ich glaube, wir werden für eine Weile keine Live-Konzerte geben, aber hoffentlich bleibt das nicht so für immer.“