Corona-Tagebuchnotizen von Arne Willander: FEAR OF MUSIC
Tagebuchnotizen von Arne Willander
Als ich ein Junge war und durch die Stadt ging, in der Bahn oder im Auto saß oder in der Schule dämmerte, hörte ich in meinem Kopf meistens einen Song. Es war ein Lied, das oft im Radio gespielt wurde, oder ein Song von einer Platte, die ich gerade oft hörte. Der Song wechselte nach einer Weile unmerklich. Ich dachte nicht darüber nach. Später hörte ich Songs aus dem Walkman, eigentlich immer die Platte „Steve McQueen“ von Prefab Sprout, die ich auf eine Kassette überspielt hatte. Oder „The Name Of This Band Is Talking Heads“, ein Doppel-Live-Album, das so teuer war, dass ich es aus der Leihbücherei mitgenommen und kopiert hatte.
Jetzt gehe ich durch Straßen, auf denen wenige Autos fahren, und nur wenige Passanten kommen mir entgegen. Es gibt kaum Stadtgeräusche. Man sagt: Du bist auf dich selbst zurückgeworfen. Das ist so ein Satz, der immer stimmt und niemals. Nun aber kann man spüren, wie man auf sich zurückgeworfen ist, wie man sich selbst beobachtet, wie man sich selbst befragt. In meinem Kopf spielt ein Lied der Talking Heads, „Life During Wartime“, das zwar nicht „auf gespenstische Weise aktuell“ ist, aber doch einige Sentenzen enthält, die für eien Lage gelten, die ERNST ist: „Get your instructions, follow directions, then you should change your adress/ Maybe tomorrow, maybe the next day, whatever you think is best/ Burned all my notebooks, what good are notebooks?/ Try to stay healthy, physical fitness, don’t want to catch no disesase/ Try to be careful, don’t take no chances/ You better watch what you say.“ Das trocken-panische Skandieren David Byrnes und der aufwühlende Beat (in einer früheren Version tönen Alarrmsirenen) begleiten das Gehen und den Blick auf die leere Stadt.