Vergessen Sie „We Will Rock You“! In Berlin läuft das interessanteste Queen-Musical

Im von Dieter Hallervorden geleiteten Schlosspark-Theater in Berlin läuft mit „Ich bin nicht Mercury“ ein Musical, das die sexuelle Orientierung des Queen-Sängers in den Mittelpunkt rückt.

Noch bevor es Brian May und Roger Taylor mit der Produktion des Queen-Biopics „Bohemian Rhapsody“ gelang, die britische Band wieder in den Olymp des Rock’n’Roll zu heben, fanden die Musiker schon mit dem Musical „We Will Rock You“ einen Hebel, um die Leidenschaft für Songs wie „We Are The Champions“ und „Somebody To Love“ fürs neue Jahrtausend neu zu entfachen.

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Die Musical-Produktion lief weltweit und holte damit ein Millionenpublikum ab. Neben „König der Löwen“ und „Mamma Mia“ gehört es zu den erfolgreichsten der letzten 20 Jahre. Doch auch wenn die Schauwerte und der künstlerische Aufwand stimmen, bleibt doch der schale Nachgeschmack, dass „We Will Rock You“ über Queen als Band eigentlich wenig zu erzählen weiß.

Keine Kraft mehr für eine letzte Probe

Das ändert nun das Berliner Musical „Ich bin nicht Mercury“ im Schlosspark-Theater im Bezirk Steglitz-Zehlendorf (Tickets + Termine HIER). Hier sind nicht nur sehr schöne, auch eigenwillige Musical-Interpretationen der größten Queen-Hits wie „Another One Bites The Dust“, „Cool Cat“ und „The Show Must Go On“ zu hören. Zusätzlich geht es in der Rahmenhandlung auch um die Rolle eines Sängers einer Coverband, der mit seiner Sexualität zu kämpfen hat.

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Chris hat spät seine Homosexualität entdeckt und schockiert damit seine Freundin Lisa. Die fühlt sich in jeder Hinsicht betrogen. Chris‘ Kollege Frank ist stark erschöpft und anscheinend schwer erkrankt. Das führt dazu, dass die letzte Probe der Band für Cover-Songs von Queen auf der Kippe stehen. Zumal Bandmitglied Ken mit geifernden, homophoben Kommentaren versucht, Chris zurechtzuweisen.

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Natürlich ist die Story nicht ganz ernst zu nehmen, sie bemüht sich aber mehr noch als das gerade in dieser Hinsicht schwachbrüstige Biopic „Bohemian Rhapsody“, den Kern des Konflikts nachzuzeichnen, der Queen in den 80ern fast zu zerreißen drohte. Ernst nehmen kann man die Story trotz ihrer Versenkung in Identitäts- und Sexualitätsdiskurse unserer heutigen Zeit natürlich nicht. Vielmehr eignet sich die dramatische Struktur hervorragend für eine Neubelebung des Queen-Materials als symbolisch aufgeladene Emotionsbomben.

Der Cast von „Ich bin nicht Mercury“ in Aktion
Der Cast von „Ich bin nicht Mercury“ in Aktion

„We Are The Champions“

Die souveränen Musical-Recken Thomas Borchert (Chris), Sophie Berner/Frederike Haas (Lisa), Marco Billep (Ken) und Michael Ernst (Frank) holen auch stimmlich sehr viel aus den Stücken heraus. Der Gitarrist Benjamin Barritt kopiert zudem auf der Bühne immer mal wieder den Gitarren-Furor Brian Mays.

Zum Schluss, nach vielen Diskussionen und auch einigen handfesten Auseinandersetzungen, finden alle wieder zusammen. Aber anders als beim Schwanengesang von Queen auf „Innuendo“ steht am Schluss nicht die Durchhalteparole „The Show Must Go On“, sondern „We Are The Champions“. Das dürfte May und Taylor gefallen.

DERDEHMEL/Urbschat
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