So schrecklich ist es, in einer Medien-Agentur zu arbeiten
Der Cartoonist Andre Lux hat mit „Lars, der Agenturdepp“ eine sarkastische Abrechnung mit der Agenturwelt gezeichnet.
Wer schon einmal in einer (Medien-)Agentur gearbeitet hat, der weiß, dass die Klischees, die darüber existieren, der bitteren Wahrheit schon sehr nahe kommen. Bis 22 Uhr im Büro sitzen? Keine Seltenheit, sondern die erwartete Regel. Der Großteil der Belegschaft ist unter 30 und stets darum bemüht, ultracool und flexibel zu sein. Wer sich mit Apple nicht auskennt, braucht gar nicht erst in einem solchen Laden anzufangen.
Gerade in den Großstädten wuchern die Agenturen, die sich dafür rühmen, das Arbeitsleben mit dem Privatleben bestens vereinigen zu können (was aber nichts anderes heißt, als dass das Privatleben einfach bruchlos in das Arbeitsleben übergeht). Der Comiczeichner Andre Lux, bekannt geworden mit seinen Cartoons für die Satire-Zeitschrift „Titanic“ und „Spiegel Online“, hat sich mit seiner minimalistischen Graphic Novel „Lars, der Agenturdepp“ in die Hölle begeben und zugleich einen Leitfaden daraus gemacht, wie man ihr am besten entkommt.
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Sein schon mit „Egon Forever“ etablierter Strichmännchen-Stil kommt auch hier zum Einsatz, passt zudem wie die Faust aufs Auge zu den von der Arbeit ausgebrannten Zombie-Gestalten, die sich immerzu in Anführungszeichen und mit furchtbar inflationärem (und oft falschem Einsatz) von englischen Begriffen unterhalten.
Da wird dem Neuzugang direkt ein peppiges Social-Media-Profil verpasst. Der CEO riecht auch schon einmal am Stuhlleder der Angestellten. Und eigentlich träumt jeder von einem anderen, einem besseren Job. Im Puff am Empfang. Oder Auftragsmörder. Oder Wrestling-Kommentator.
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Abgesehen von den oft etwas plumpen Zoten, die das Humorlevel im Großraumbüro (und vor der Tür am Kippenbereich) reflektieren, gibt Lux einen klugen Einblick, warum die Sucht nach sozialer Distinktion dazu führt, dass die schrecklichsten Arbeitsmethoden von allen akzeptiert werden, obwohl man hinter vorgehaltener Hand mit ihnen hadert. Zugleich zeigt sich, dass gerade in jener Agenturwelt offensichtlich wird, wie bizarr der Clash zwischen amerikanischer Unternehmerkultur und deutschem Büro-Klimbim ist.
Eine (dem eigenen Leben abgeschaute) Lösung, wie man sich diesem Wahnsinn möglichst schnell entzieht, hat Lux für seine Leser auch parat. Er soll hier nicht verraten werden. Allerdings hat es etwas damit zu tun, wie man wirklich für andere Menschen etwas Sinnvolles tun kann – und damit auch für sich selbst.
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