David Bowie
VH1 Storytellers / Conversation Piece
Frühe Aufnahmen und TV-Konzerte aus den Neunzigern
Bei den „Storyteller“-Konzerten erzählten Künstler zu jedem Song Anekdoten, und selbstverständlich hatte Bowie sogar einiges zu berichten, was nicht schon in seinen Biografien stand. Wie er 1978 mit Iggy Pop in Berlin weinende Punks vor einer Mauer-Installation bewunderte oder welche seiner Liedzeilen er am schlechtesten findet. Sein Alter Ego Thin White Duke entlarvt er als Junkie mit Gaga-Philosophie, der sich zugedröhnt fragte: „Interessieren sich die Toten für die Belange der Lebenden – und kann man den Fernsehsender wechseln ohne Fernbedienung?!“
Selten war Bowie bei besserer Stimme als im Jahr 1999, aber er und seine Band aus der „Hours“-Albumphase vermochten sich auf die Erfordernisse einer TV-Aufzeichnung für VH1, in der es um Schönklang geht, nicht recht einzustellen. Bowie arrangierte Rock in Kleinlaut („China Girl“) und spielte ausgerechnet das warzige Kokain-Drama „Word On A Wing“, zum ersten Mal seit 23 Jahren aufgeführt, als spiegelglatte Keyboardballade.
Mit „Conversation Piece“ erscheint zeitgleich ein Fünf-CD-Set der Jahre 1968 und ’69, mit Demos, Home-Recordings und BBC-Sessions, bekannt als „Bowie At The Beeb“, mit dem Tony Visconti Orchestra. Vielleicht soll die Edition eine Lücke füllen: In diesem Jahr hätte eigentlich Teil 5 der chronologischen Bowie-Retrospektive, die wohl die Jahre 1993 bis ’97 abgedeckt hätte, erscheinen müssen. Visconti, der für ein Reissue bereits das 1979 von ihm produzierte „Lodger“-Album mit einem speckigeren Schlagzeugklang ausstattete, warf sich für die Nachlassverwalter erstmals in fremdes Material: „Space Oddity“ von 1969.
Aber wohin mit den ganzen Neuabmischungen, wer hört denn noch die Unterschiede? Allein der Titelsong wurde seit Bowies Tod 2016 in drei Remixen herausgebracht. „Eine Fummelei an der Gitarre hier, ein Posaunenton dort“, berichtete der Produzent über seine Arbeit an dem Klassiker. Visconti wird schon recht haben. (Parlophone/Warner)