Chance The Rapper, Lykke Li, Slowthai nominiert für IMA-Kategorie Commitment
Pop ist gut, Pop kann auch Gutes tun. Der International Music Award will Engagement auszeichnen. Drei Künstler haben sich da besonders hervorgetan: Chance The Rapper, Lykke Li und Slowthai. Wir stellen vor.
Chance The Rapper – „SocialWorks“
„SocialWorks aims to empower the youth through the arts, education and civic engagement“ steht in fetten Lettern auf der Website von SocialWorks. Die Jugend-Initiative aus Chicago will den Armutskreislauf durchbrechen und dem Nachwuchs eine Perspektive geben. Durch Innovationen und Zusammenarbeit, wie in einer Hip-Hop-Crew. Ein Programm für Kunst und Literatur oder freies Reimen am „Open Mike“ fördert das kreative Potenzial. Die Winterhilfe und das Basis- und Gesundheitsprogramm für sozial benachteiligte Jugendliche zielen auf die Grundversorgung.
Der 26-jährige Chancelor Bennett, besser bekannt als Chance The Rapper, hat diese Non-Profit-Organisation mitbegründet. Er arbeitet hier kontinuierlich mit, sammelt und spendet große Beträge. Etwa für eine Langzeitmaßnahme für psychologische Hilfe. Der musikalische Querdenker engagiert sich bewusst in den Stadtvierteln, in denen er aufgewachsen ist. Hier kennt er sich aus, hier kann er etwas zurückgeben.
Seit 2012 veröffentlicht Chance The Rapper überaus erfolgreiche Mixtapes, die frei im Internet zugänglich sind. Bei den Grammy-Awards 2017 bekommt er eine Auszeichnung als „Best New Artist“. Sein „Coloring Book“ wird zum besten Rap-Album des Jahres gekürt. Auch in der Kategorie „Best Rap Performance“ räumt er ab, mit dem Song „No Problem“, den er zusammen mit 2Chainz und Lil Wayne eingespielt hat. Im Juli 2019 kündigt er dann in der amerikanischen Late-Night-Show „The Tonight Show“ mit Jimmy Fallon sein erstes reguläres Album „The Big Day“ an. Eine emotionale Platte mit Neo-Soul- und Gospel-Elementen.
Das Aufzeigen sozialer und politischer Missstände beschränkt sich nicht auf seine Musik. Er nutzt seinen internationalen Status, der Community etwas Greifbares zurückzugeben. Und sei es, ein Gefühl dafür zu entwickeln, etwas wert zu sein.
Die Stars kommen mit Audi zum International Music Award in Berlin. Audi ist Mobilitätspartner für den neuen Musikpreis. Bevor es am 22. November losgeht, fährt die IMA-Roadshow durch Berlin: Sechs Audi A1 citycarver in den IMA- Farben. Ihr könnt gewinnen – so geht’s: Autos in Berlin finden, QR-Code scannen, mitmachen – mit etwas Glück gibt es jeweils zwei VIP-Karten für den IMA. Am besten auch ein Foto posten, bei Facebook oder bei Instagram (Hashtag #A1citycaver). Ob wir einen Tipp haben? Allerdings – für die IMA-Kategorie „Commitent“ am 20. November: Tiergarten! Technische Universität, Brandenburger Tor, Humboldt Universität, Berliner Dom, Friedrichstraße. Bonustipp: Goldelse vor 12!
Mehr Tipps? Gibt’s hier.
Lykke Li – „Yola Fest“
Mit „I Follow Rivers“ hat die Schwedin Lykke Li 2011 einen Welthit mit einem gaaanz langen Nachhall. Acht Jahre später organisiert sie das „Yola Fest“ in Los Angeles – das erste internationale Festival, bei dem ausschließlich Frauen auftreten. Charli XCX, Cat Power und Courtney Love zählen zu den Headlinern des Premieren-Programms. Eine konkrete Antwort auf die immer wieder gestellte Frage, warum die Frauenquote bei den meisten Festivals nach wie vor unterdurchschnittlich ist. Obwohl Künstlerinnen weltweit die aktuelle Popmusik mächtig vorantreiben.
Anfangs ist Lykke Li, die den eindrucksvollen Geburtsnamen Li Lykke Timotej Svensson Zachrisson trägt und aus dem schwedischen Städtchen Ystad stammt, einfach nur eine junge Musikerin, die nach vorn kommen will. Mit 19 geht sie nach New York und will ihre überall propagierte Blitzkarriere drüben in Europa fortsetzen. Das Experiment als Hochstaplerin bleibt folgenlos. Auftritte floppen. Eine wichtige Erfahrung.
Zurück in ihrer Heimat veröffentlicht sie 2008 ihr erstes selbst produziertes Album „Youth Novels“. Mit Björn Yttling, Mitglied der Band Peter Bjorn and John, findet sie den richtigen Produzenten für ihre musikalische Vision zwischen schroffen Beats und Folk-Klängen. Mal euphorisch, mal düster. Auf „Wounded Rhymes“ landet die selbst erklärte Romantikerin 2011 mit „I Follow Rivers“ einen millionenfach gehörten Ausnahme-Hit, der im Remix bis heute die internationalen Dancefloors zum Kochen bringt. Inzwischen kultiviert die schillernde Sängerin mit dem 2018er-Album „So Sad So Sexy“ (2018) eine gepflegte Melancholie und Traurigkeit. Mit ihrem „Yola-Fest“, das in diesem Juni in Los Angeles erfolgreich über die Bühne gegangen ist, setzt sie Zeichen. Nach wie vor ist die Frauenquote bei den meisten Musikfestivals bislang unterirdisch: Auf acht Männer kommt im Durchschnitt eine Frau. „Yola“ ist der programmatische Beweis, dass es auch anders gehen kann.
Slowthai – „Nothing Great About Britain“
Große Politik von ganz unten betrachtet. Ein 24-jähriger Rapper aus Northampton macht sich wütende Gedanken zum Brexit. Und kommt zu dem Schluss: „Nothing Great About Britain“. So lautet nicht nur der Titel seines Debütalbums, sondern auch das Motto einer Abrechnung. Gegen Nationalismus und Rassismus. Keine Abschottung und Isolation. Eine wütende Anklage der Verhältnisse vor Ort. „Mit dem Brexit machen wir uns etwas vor, anstatt wirklich etwas zu ändern“, sagt Tyron Frampton alias Slowthai. Er ist überzeugter „Remainer“. Für Europa.
Aufgewachsen in abgewrackten Industriezonen zwischen Kindern ehemaliger Arbeiter ohne Perspektive, so beschreibt er sein Verhältnis zur Heimat. In „Gorgeous“ erzählt er von seiner trostlosen, zerrütteten Kindheit. Nur das warme, soulige Sample vermittelt etwas von jener Vertrautheit, die Erinnerungen an „früher“ gewöhnlich vermitteln. Ansonsten verarbeitet er seine Wut auf die Sündenbock-Politik der Tories in schmutzigen Elektro-Hip-Hop-Tracks.
Wilde Beats und verschleppte Reime. Das Album gerät zu einer grimmigen Analyse des Königreichs, dessen politische Klasse allein mit sich selbst beschäftigt ist. Er zeigt sich besorgt, wie sich der Brexit gerade auf die junge Generation auswirken wird. „Es fühlt sich so an, als würden wir zehn Schritte rückwärtsgehen“, sagt er. Sein Live-Programm nennt Slowthai „Brexit Bandit“. Eine ganze Tournee hat er diesem Thema gewidmet. Zu Grime-Beats und scheppernden Keyboards arbeitet er sich an seinem Land ab. Schweißgebadet findet er kein gutes Wort für die herrschenden Verhältnisse. Selbst die Queen entgeht seinem Furor nicht. Kompromisslose Statements in bewegten Zeiten, gespeist aus eigenen Erfahrungen. Furiose Wortkunst im Einsatz für eine weltoffene Zukunft.
Eine Produktion der Axel Springer Brand Studios für den International Music Award. Die Redaktion war nicht beteiligt.