Rammstein holen Nazi-Skandal-Video zurück aus der Giftkiste

Vor 21 Jahren sorgte der Clip zu „Stripped“ für Diskussionen, die das Bild der Band in der Öffentlichkeit entscheidend prägten. Damals nahm es MTV aus dem Programm. Nun ist es wieder da.

Für das Video zu ihrem 1998 aufgenommenen Track „Stripped“ hatten sich Rammstein etwas Provokantes einfallen lassen: Zu sehen sind in dem kleinen Film Sequenzen aus Leni Riefenstahls Film „Olympia – Fest der Völker“. Dabei handelt es sich um ein zentrales Werk der NS-Propaganda, das allerdings vor allem auch wegen seiner ästhetischen Komplexität und technischen Perfektion weltweit für Aufsehen sorgte. Er ist, anders als Riefenstahl-Filme aus der Nazi-Zeit wie „Triumph des Willens“, frei verfügbar.

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Rammstein zeigten gleißende Körper in Bewegung und gerierten sich als Verteidiger eines Körperideals, das längst passé zu sein schien. Die Nazi-Bilder sollten Rammstein, einst aus der linken Punkbewegung in Ostdeutschland hervorgegangen, danach nicht mehr loslassen. Der Vergleich mit anderen rechten Bands blieb ein dunkler Fleck, den Kritiker auch nicht ausräumen wollten. Rammstein spielten allerdings auch in anderen Videos und bei ihren Bühnenshows mit faschistischen Symbolen, freilich subtil genug, so dass man sie auch nicht unter Ideologieverdacht stellen konnte.

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Dennoch war die Kritik 1998 derart heftig, dass MTV sich entschied, den Clip nicht mehr zu zeigen. So blieb es auch in der Folge. Die Band blockierte das Video schließlich, gab es nicht für YouTube frei. 2006 bekam Rammstein-Sänger Till Lindemann im Interview mit dem „Playboy“ die Frage gestellt, ob er „Stripped“ noch einmal in dieser Form zulassen würde: „Nein, weil ich müde bin zu hören, wir seien eine rechte Band. Das war ein Punkt, an dem ich mir gesagt habe: Da haben wir eine Grenze überschritten.“

Rammstein: Making-Of-Video zu „Stripped“

Nun die Rolle rückwärts! „Stripped“ steht als Video seit dem Wochenende wieder im Netz, nur wenige Tage vor der Veröffentlichung der neuen LP am kommenden Freitag. Gleichzeitig lud die Band ein Making-Of-Video hoch, in dem die alle Beteiligten noch einmal über das Video sprechen und die historischen Hintergründe kontextualisieren.

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Lindemann: „Ich finde das Video heute immer noch toll. Damals sind alle durchgedreht. Es gab Künstler aus dem Ausland, die uns erschießen wollten. Ob man das heute noch mal machen würde, sei dahingestellt.“

Bleibt also die Frage, ob sich Rammstein für die visuelle Präsentation ihre neue Platte erneut bei einer Ästhetik bedienen, die einst für einen Skandal sorgte. Denn warum sollten sie sonst noch einmal an den Clip zu „Stripped“ erinnern?

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