George Michael: Was ist die Todesursache der Pop-Ikone?

Mit George Michael starb einer der größten Pop-Stars der Geschichte. ROLLING STONE beleuchtet die Hintergründe.

Todesursache

George Michael, der 1963 als Georgios Panagiotou geboren wurde, verstarb am 25. Dezember in seinem Haus in Goring-On-Thames, zwei stunden östlich von London. Um die Ursache seines Todes rankten sich lange die unterschiedlichsten Gerüchte – von Drogen bis Selbstmord. Mutmaßungen, der im Alter von nur 53 Jahren verstorbene George Michael habe in der Zeit vor seinem Tod wieder eine Drogenabhängigkeit entwickelt, wurden zunächst als falsch bezeichnet.

Andros Georgiou, der zu Jugendzeiten eng mit Michael befreundet war (die Jungs nannten sich sogar gegenseitig „Cousin“), erklärte jedoch öffentlich, was er über den Tod seines früheren Kumpels dachte: „Ich glaube, er hatte sehr wohl Suizidgedanken, denn seine geistige Gesundheit war nicht unbedingt die beste oder stabilste. Trotzdem denke ich nicht, dass es Selbstmord war.“

Im Interview mit BBC sagte er weiter: „Meine Vermutung ist, dass er einfach zu viel von irgendwas genommen hat, in Verbindung mit Antidepressiva und anderen Drogen, die er konsumiert hat – dazu kam wahrscheinlich noch Alkohol. Ich glaube, sein Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.“

George Michael mit Anfang 20. Das Foto entstand 1985 im Rahmen der „Wham!“-Welttournee in Sydney.

Selbstmord?

Ein Sprecher der Angehörigen sagte, es sei „unangemessen“, die Umstände von George Michaels Tod zu kommentieren. Damit reagierten sie auf die Gerüchte, die besagen, dass der Popstar Selbstmord begangen habe. Im Wortlaut hieß es:

„Seit dem tragischen Tod hat es viele Kommentare und Spekulationen über George und die Umstände seines Todes gegeben. In Zukunft wird es noch viel mehr davon geben. Die Familie wird weder zu diesem Zeitpunkt, noch in der Zukunft irgendwelche Spekulationen kommentieren.“

Vorausgegangen war unter anderem ein Tweet des ehemaligen Lebensgefährten von George Michael, Fadi Fawaz. Darin war zu lesen: „Das einzige was George wollte, war es zu STERBEN.“ In einem weiteren: „Er versuchte mehrfach sich umzubringen…nun hat er es geschafft“. Fawaz äußerte sich kurz darauf gegenüber dem „Daily Mirror“ und sagte, dass sein Account von Hackern angegriffen wurde, die Tweets würden nicht von ihm stammen. Der Account wurde kurz darauf gelöscht.

Da der Sänger zu Weihnachten starb, wurden die Selbstmord-Theorien (größter George-Michael-Hit: „Last Christmas“) noch weiter befeuert. Der Manager des Künstlers, Michael Lippman, betonte in seinem Statement, dass kein „foul play“ involviert gewesen sei: Demnach habe George Michael seinen Tod nicht selbst herbeigeführt.

Michaels offener Umgang mit seinen Depressionen passte bei den Anhängern der Selbstmord-These gut ins Bild. In der posthum fertig gestellten Dokumentation „George Michael: Freedom“ antwortete der Musiker auf die Frage, wie er der Nachwelt in Erinnerung bleiben wolle:

„Sie meinen, was auf meinem Grabstein stehen soll? Großartiger Songwriter. Und ich hoffe, dass die Leute denken, dass ich ein Mensch mit einer gewissen Makellosigkeit, Integrität war. (…) Aber das ist sehr unwahrscheinlich. Ich denke, es war alles eine Zeitverschwendung, vergebene Mühe.“

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Lange Zeit der Ungewissheit

Die Gerüchte konnten sich so lange halten, da die erste Autopsie keine definitiven Ergebnisse brachte. Dies gab die zuständige Gerichtsmedizin im Londoner Thames Valley bekannt. Die Abschließende Untersuchung im März 2017 ergab schließlich, dass George Michael eines natürlichen Todes starb. Demnach war eine dilatative Kardiomyopathie, eine Myokarditis und eine Fettleber die Ursache. „Es wird keine weiteren Untersuchungen mehr geben“, lies die Gerichtsmedizin wissen. „Die Familie bittet die Medien und die Öffentlichkeit um Einhaltung der Privatsspähre.“

Drei Monate nach seinem Tod konnte George Michael endlich beerdigt werden. Am 29. März 2017 wurde er im engsten Kreis der Familie und Freunde auf dem Highgate Friedhof in London beigesetzt. In einer Mitteilung der Angehörigen hieß es, dass man sich zu einer kleinen und privaten Zeremonie versammelt habe, um dem geliebten Sohn, Bruder und Freund auf Wiedersehen zu sagen. Außerdem bedanke man sich für die Anteilnahme der großen Fan-Gemeinschaft.

Was ist eine dilatative Kardiomyopathie und eine Myokarditis?

Eine dilatative Kardiomyopathie ist eine krankhafte Erweiterung (Dilatation) des Herzmuskels. Durch eine Veränderung in der Struktur des Herzmuskels und die Durchsetzung desselben mit Narbengewebe kommt es zur Erweiterung der Herzhöhlen und somit zur Vergrößerung des Herzens. Die dilatative Kardiomyopathie führt zu einer verringerten Leistungsfähigkeit des Herzens, bei der die Pumpfunktion eingeschränkt ist.

Die dilatative Kardiomyopathie tritt oft als Folge einer infektiösen Myokarditis, also einer Entzündung des Herzmuskels, auf. Daneben kann übermäßiger Alkoholkonsum ein Auslöser sein. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer, jedoch seltener Ursachen. Im Einzelfall lässt sie sich häufig nicht zweifelsfrei klären.

George Michael

Das Erbe

105 Millionen Pfund, umgerechnet 123 Millionen Euro, soll das Vermögen betragen, das George Michael hinterlassen hat. Insbesondere seinen Patenkindern vermachte er viel Geld. Neben seinem Sterbehaus in Oxfordshire besaß Michael eine Villa im Nordlondoner Highgate (8 Millionen Pfund), ein Haus in Los Angeles (2, 5 Millionen) sowie ein vermietetes Anwesen in Sydney (3, 5 Millionen).

Zu seinen Kunstschätzen gehörte vor allem Zeitgenössisches, Werke von Banksy, Damien Hirst und Tracey Emin. Darunter ein im Glasstank aufgestelltes halbes Kalb (Damien Hirst, 3,5 Millionen).

Der verzweifelt romantische Schelm

ROLLING-STONE-Redakteur Arne Wilander fasste nach dem Tod von George Michael seine Gedanken über den Musiker zusammen:

„Er hat uns alles Drama gegeben, das ein Popstar geben kann. Und Gott, George Michael war ein Popstar. Er war ungefähr der devianteste Sänger, den England nach Freddie Mercury hervorbrachte, er war der begabteste Songschreiber für richtige Hits, er hatte erst den unwahrscheinlichsten Namen und dann den britischsten, er hatte einen unbegabten Partner und dann keinen mehr, er war erst heterosexuell, dann bisexuell und dann homosexuell, er verklagte seine Plattenfirma, dann verklagte seine Plattenfirma ihn, um schließlich wieder eine Platte von ihm zu veröffentlichen. Er schrieb ein Liebeslied, das er zunächst zu Ostern situierte und das zum beliebtesten Weihnachtslied der Neuzeit wurde, weil er es noch rechtzeitig in den Winter verlegte.“

 

Michael Putland Getty Images
Michael Putland Hulton Archive

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